Alpenblick – Ziegelhütte

Wirtschaft zum Alpenblick mit Wirte-Ehepaar Mathilde und Franz Bitschnau
Wirtschaft zum Alpenblick mit Wirte-Ehepaar Mathilde und Franz Bitschnau

Der Alpenblick gis ist ein Restaurant in Adetswil, früher Ziegelhütte genannt. Von der Familie Bitschnau (von Wilen bei Wil, ursprünglich von Bludenz im Vorarlberg) 1942 übernommen, wurde das Restaurant als Nebenerwerb zu einem Bauernbetrieb geführt (Herr Bitschnau war Käser). Als 2-Jüngste von 10 Mädchen[1] und 2 Knaben übernahm Ida Kunz (geborene Bitschnau, 1933), das Restaurant 1970 und baute es in ein Speiserestaurant für Bankette um. Zu dieser Zeit war der Alpenblick das einzige Restaurant von Adetswil ohne Nebenbetrieb. Alle übrigen führten zusätzlich noch eine Bäckerei. 1973 heiratete sie Hans Kunz, Bauer am Aemet und Gemeinderat. Nach 10 Jahren verkaufte sie 1980 das Gebäude mit einer 5-Jahre Auflage zum Weiterbetrieb des Restaurants an Heidi Baumann, die früher im Adler Grüningen gewirtet hatte. Da das Restaurant im Ein-Frau-Betrieb aber nicht zu bewältigen war, verpachtete sie es weiter – mit wenig Erfolg. Kurz nach Ablauf der 10-Jahres-Frist interessierte sich die Gemeinde für das Restaurant, um einen Gemeindesaal einzurichten. Die Gemeindeversammlung beschliesst 1991, die Liegenschaft zu kaufen, lehnt aber das Projekt Gemeindesaal ab. Nachdem das Gebäude einige Jahre als Asylunterkunft gedient hatte, wurde es um 2000 abgerissen und das Areal neu überbaut.
PB, Interview mit Ida Kunz, 16. Sept. 2020

Bis zur rechtlichen Anerkennung der kath. Kirche im Kanton Zürich im Jahre 1963 traf sich die Kirchenstiftung zu seinen Sitzungen teils zuhause bei den Kirchenräten, teils im Pfarrhaus, teils im Saal des Restaurants Alpenblick bei den Wirtsleuten Franz und Mathilde Bitschnau. Die Jahres-, die zu Anfangszeiten üblichen Halbjahres- wie auch die ausserordentlichen Versammlungen fanden ausschliesslich im Alpenblick statt.[2]

Dieser Platz in Adetswil darf für das Dorf durchaus als historisch bezeichnet werden. Noch vor dem «Alpenblick» stand an diesem Ort während 200 Jahren (1710-1918) die Ziegelhütte der Adetswiler Familie Meyer («Zieglers») beim späteren Parkplatz nördlich des Alpenblicks. Bis 1700 gab es im ganzen Oberland nur zwei Ziegelhütten, eine im Kloster Rüti, die andere im alten Kehlhof bei Turbenthal. Im 16. Jahrhundert wurde einzig das neue Junkerhaus (bei der Bushaltestelle) in Kempten mit Ziegeln gedeckt. 1689 besitzt in Bäretswil Müller Pohli eine «Ziegelschür» im Hinterberg. Eventuell war damals auch die Kirche schon mit Ziegeln bedeckt. Ansonsten gab es überall Schindeldächer. Erst nach 1700 steigt der Bedarf an Ziegeln. Die Adetswiler Ziegelhütte gehört zu den ältesten des Oberlandes. Einen besonderen Aufschwung nimmt die Ziegelproduktion bei Johannes Meyer, als er 1826/27 die Biberschwanzziegel für die grosse neue Kirche produzieren kann. Offenbar aus dem hübschen Verdienst mit den Kirchenziegeln baut Meyer ein Jahr später (1828) ein Wohnhaus, den späteren Alpenblick. Über Generationen gehören die «Ziegler Meyer» zu den führenden Familien der Gemeinde. 1830 ist Ziegler Heinrich Meyer Schulmeister, Grossrat und Gemeinderat. Schon sein Vater war im alten System Seckelmeister. 1856 verdrängt «Ziegler» Heinrich Meyer den bisherigen Hs. Georg Stössel (Lindenwirt) für eine Amtsdauer als Gemeindepräsident. 1908: Wohnhaus und «Wirtschaft zur Ziegelhütte», 1940: «Wirtschaft zum Alpenblick». Mitte des 20.Jh. ist der Alpenblick im Besitz von Pius Bitschnau, später führt dessen Tochter Ida Kunz-Bitschnau das Restaurant. 1990 weicht ein Teil des Areals zugunsten der Gärtnerei Lüthi. Ums Millennium: Abbruch des Alpenblicks und Neubau eines Mehrfamilienhauses.
A.Sierszyn, Okt. 2020

Der Lehm wird im Winter mit Schlitten besorgt aus dem Bussenthal, teilweise auch ab dem Lätten[3].

Einzelnachweise

[1]Meinrad Suter: Alpenblick. 1953, Vater Bitschnau und seine Töchter
[2]Liselotte Forster: 70 Jahre katholisch Bäretswil 1940-2010. Hrsg. Röm-kath. Kirchenstiftung Bäretswil 2011, (Auszug) S.38
[3]A. Sierszyn, J. Albrecht: Bäretswil. Ein Heimatbuch. Hrsg. Pol. Gem. Bäretswil 2015, Flurnamen Kap.16gg S.599

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