Die Uerikon-Bauma-Bahn UeBB wurde auf der Adetswiler-Seite durch die Gemeinde Bäretswil geführt. Mit dem Bahnhof im Letten brauchte es nun auch eine Brücke für den direkten Zugang vom Dorf zum Bahnhof. Sie wurde 1902 kurz nach der Einweihung der UeBB am 30. Mai 1901 erstellt.
Bäretswil und Adetswil – 2 Welten
Bis zum Bau der Bahnhofbrücke trennte der Staldenbach (auch Mettlenbach genannt) die Gemeinde stärker, als es sich nun erahnen lässt. Die Herrschaftsgebiete, denen die Gegend angehörte, waren kompliziert und wechselnd zwischen den Kyburgern, den Grafen von Rapperswil und später den Vögten von Grüningen. Diese Trennung spiegelt sich auch im 19. Jahrhundert noch in den Vereinen wieder. So hatte Adetswil eine eigene Musikgesellschaft, eigene Chöre und selbst einen eigenen Verkehrsverein (mal abgesehen von Käserei, Feuerwehr, Bäckerei und Schule, die sowieso jede Aussenwacht eine eigene hatte).
Der Streit um die Linienführung der UeBB
Bei der Eröffnungssitzung zur Planung einer Bahn von Uerikon nach Bauma am 23. Jan. 1895 präsentierte Adolf Guyer-Zeller schon sehr konkrete Vorstellungen über die Linienführung. Die Planung bevorzugte die Linie von Hinwil über einen Bahnhof Emmetschloo (ein Zugeständnis an Wetzikon) und eine Bahnbrücke über das Kemptner Tobel in der Neuegg hin zum Letten. Bäretswil lag sehr viel daran, mit einer Bahn endlich den Anschluss ans Eisenbahnnetz zu schaffen. Gemeinde- und Bezirksgericht-Präsident Jakob Fischer meinte, «Die Bärentsweiler sässen gewissermassen in einer Mausefalle und müssten schauen, aus derselben herauszukommen.» Nur war die Bahn auf der Adetswiler statt auf der Bäretswiler Seite des Staldenbachs geplant. Statt einem Bahnhof «im Lätten» hätte man einen Ort nahe der Kirche bevorzugt. Gewerbetreibende Bürger liessen auf eigene Kosten die «Dorfzentrum» Variante von einem Ingenieurbüro ausarbeiten. Danach hätte man sich das Neuegg Viadukt ersparen können, die Strecke wäre aber etwa 150 m länger geworden. In einer Petition von 400 Bürgern wurde die Variante gefordert und auch vom Gemeinderat im Schreiben vom 5. Aug. 1898 an den Regierungsrat unterstützt. Die Petition wurde vom Regierungsrat mit seinen Vor- und Nachteilen sorgfältig geprüft, schliesslich aber abgelehnt. Aber auch die Gemeinde lenkte ein, nachdem die Eisenbahngesellschaft und der Kanton eine Beteiligung von je 25% an die Kosten der Bahnhofbrücke zugesichert hatten.
Mitten in den Planungsarbeiten starb Adolf Guyer-Zeller am 3. April 1899. Trotzdem konnte am 5. Juni 1899 mit den Arbeiten am Trasse zwischen Bäretswil und Bauma begonnen werden.[1]
Die Brücke
Als am 30. Mai 1899 die Dampfbahn nach nur 2 Jahren Bauzeit feierlich eingeweiht wurde, gab es zwar den neuen Bahnhof, flankiert vom prominenten Bahnhofrestaurant, dem «Resti», aber weder Bahnhofbrücke noch -Strasse. 1902 begann man mit dem Bau der Brücke. Bis dahin war der Bahnhof vom Dorf her nur über die Brücke des Staldenbaches im Unterdorf beim Ochsen erreichbar, eine Überbrückung, die heute kaum noch als solche erkennbar ist. Kurz nach Vollendung der Brücke wurde um 1905 auch die «alte» Gemeindekanzlei gebaut.
Mit der Bahnhofbrücke rückten Dorf und Adetswil näher zusammen und als Zubringer wurde die Bahnhofstrasse gebaut, die bald zur besten Adresse von Bäretswil wurde. Mit dem Bauboom der 1960er Jahre, der mit der Überbauung des Aemet begann und sich über Engelstein, Letten und Zelgli fortsetzte, ist nun (2024) das Dorfzentrum mit Adetswil vollständig zusammen gewachsen.
Pius Bischofberger, Aug. 2024
Einzelnachweise
[1]Walter Aeschimann, Hugo Wenger: Uerikon-Bauma-Bahn. Schulthess AG, Zürich (PBA.IGES.112p) 1984, Uerikon-Bauma-Bahn