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Infotafel 1: Die Täuferhöhle zu Bäretswil
Infotafel 1: Die Täuferhöhle zu Bäretswil

14.06.2021 / PBi [PBO.ORT3.023a]

Die Täuferhöhle zu Bäretswil

Hier, im Holenstein, vereinen sich der Heerentobel-Bach und der Holensteintobel-Bach zur jungen Aa. Der Weg zur Täuferhöhle [5] führt über die Flur, genannt Chappelen. Im Bereich der Scheune stand im Mittelalter ein Pfarrhof (Widum). Der Heerentobel-Bach erinnert noch an den einstigen Pfarr-Heern. Im oberen Teil der Chappelen-Wiese erhob sich bis 1525 eine mittelalterliche Kirche samt Turm [3]. Die Ruinen dienten später als Steinbruch. Wappenswil, das 1541 vier Häuser aufweist, hatte also seine eigene Kirche, von einem Grundherrn gestiftet. Auch in Kleinbäretswil, Adetswil, Saland und Ringwil standen vor 1000 Jahren frühe Kirchen. Erst als um 1200 die heutigen Pfarrgemeinden mit ihren Grenzen entstanden, sanken sie zu Kapellen herab oder wurden aufgehoben.

Oben im Fehrenwald auf über 1000 Metern Höhe lebte von 1300 bis 1525 eine Gemeinschaft frommer Frauen in ihrem Klösterchen [6]. Man nannte sie Beginen oder Schwestern. Durch Weben, Kerzenmachen und Krankenpflege bestritten sie ihren bescheidenen Lebensunterhalt. Im nahen Frauenbrünneli [7] schöpften sie ihr Wasser. 1321 stiftet Meister Walther, der Schmied von Beroltswile, eine Wiese für dieses höchstgelegene Schwesternhaus im Kanton Zürich. In einer Schwestern-Gemeinschaft im Dienste Christi arm zu werden, war eine Form der frühen Frauen-Emanzipation.

Um 1830 fand man tief im Innern der Höhle eingehauene Nischen, Messer, Gabeln, Löffel, Fingerhüte, bemalte Kacheln. Der Bäretswiler Pfarrer spricht 1750 abschätzig vom «Täuferloch». Wahrscheinlich versteckten hier die Girenbader Bauern auch den Täuferführer Felix Manz. Trotz intensivster Suche fanden ihn die Häscher nicht, bis er verraten wurde.

Bauersleute und Grundherren, Pfarrer, Kaplane, Totengräber und Messdiener, Klosterfrauen, Wiedertäufer und Häscher – sie alle betraten diese einsamen Wege aus ganz verschiedenen Motiven. Die textile Manufaktur hob Bäretswil später in den Kranz der zehn beliebtesten Gemeinden des Kantons. 1771 wohnten allein in Wappenswil 450 Personen.

[1] Standort der Info-Tafeln, Untere Chappelen, 865 m.ü.M.
[2] Friedhof am Herentobelbach, im 19. Jh. teilsweise aufgedeckt, Dimension 15 auf 30 m
[3] Mittelalterliche Kirche mit Turm (bis ca. 1525) und Pfarrhof in der Unteren Chappelen. Der Heerentobelbach erinnert noch an den Pfarrheern
[4] Picknick-Stelle des VVB
[5] Täuferhöhle: Hier fanden nach 1525 verfolgte Täufer, wohl auch Felix Manz, Zuflucht und Schutz
[6] Beginen-(Frauen)Klösterchen im Ferenwalde (ca. 1300 bis 1525), genannt Schwesternhaus
[7] Frauenbrünneli: Hier holten die Klosterfrauen ihr Wasser
[8] Im Schwesternwald

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