16.05.2002 / JA [PAG.ADW3.027] - Geo(s) - Umgebung
Dieser Platz in Adetswil darf für das Dorf durchaus als historisch bezeichnet werden. Noch vor dem «Alpenblick» stand an diesem Ort während 200 Jahren (1710-1918) die Ziegelhütte der Adetswiler Familie Meyer («Zieglers») beim späteren Parkplatz nördlich des Alpenblicks. Bis 1700 gab es im ganzen Oberland nur zwei Ziegelhütten, eine im Kloster Rüti, die andere im alten Kehlhof bei Turbenthal. Im 16. Jahrhundert wurde einzig das neue Junkerhaus (bei der Bushaltestelle) in Kempten mit Ziegeln gedeckt. 1689 besitzt in Bäretswil Müller Pohli eine «Ziegelschür» im Hinterberg. Eventuell war damals auch die Kirche schon mit Ziegeln bedeckt. Ansonsten gab es überall Schindeldächer. Erst nach 1700 steigt der Bedarf an Ziegeln. Die Adetswiler Ziegelhütte gehört zu den ältesten des Oberlandes. Einen besonderen Aufschwung nimmt die Ziegelproduktion bei Johannes Meyer, als er 1826/27 die Biberschwanzziegel für die grosse neue Kirche produzieren kann. Offenbar aus dem hübschen Verdienst mit den Kirchenziegeln baut Meyer ein Jahr später (1828) ein Wohnhaus, den späteren Alpenblick. Über Generationen gehören die «Ziegler Meyer» zu den führenden Familien der Gemeinde. 1830 ist Ziegler Heinrich Meyer Schulmeister, Grossrat und Gemeinderat. Schon sein Vater war im alten System Seckelmeister. 1856 verdrängt «Ziegler» Heinrich Meyer den bisherigen Hs. Georg Stössel (Lindenwirt) für eine Amtsdauer als Gemeindepräsident. 1908: Wohnhaus und «Wirtschaft zur Ziegelhütte», 1940: «Wirtschaft zum Alpenblick». Mitte des 20.Jh. ist der Alpenblick im Besitz von Pius Bitschnau, später führt dessen Tochter Ida Kunz-Bitschnau das Restaurant. 1990 weicht ein Teil des Areals zugunsten der Gärtnerei Lüthi. Ums Millennium: Abbruch des Alpenblicks und Neubau eines Mehrfamilienhauses.
Vgl. auch Bild PAR.RE06.018
ASz, 14.10.2020