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Titelbild Jubiläum VVB
Titelbild Jubiläum VVB

__.03.2009 / [PAW.VVB3.001]

Als Verkehr noch erwünscht war
100 Jahre Vereinsgeschichte auf 50 Seiten. Zu seinem Jubiläum schenkte sich der Verkehrsverein Bäretswil eine Festschrift. Die Reise in die Vergangenheit löst da und dort ein Schmunzeln aus.

ZO, Mittwoch, 19. August 2009, 09:00 Uhr

Der Name Verkehrsverein lässt erst einmal an die meist roten Ruhebänke entlang von Wanderwegen denken. Dass ein Verkehrsverein etwas mit Verkehr zu tun hat - diese Vorstellung mutet heute komisch an. Doch genau das war vor 100 Jahren mit ein Grund, warum der Verkehrsverein Bäretswil gegründet wurde.
Zwar hielten die Gründer in den Statuten vom 10. Januar 1909 fest, der Verein bezwecke «die Erhaltung und Erneuerung der durch Herrn Guyer-Zeller seiner Zeit erstellten Verkehrsfusswege und Anlage ähnlicher neuer Wege, soweit dies unser Gemeindegebiet betrifft».

Ein «richtiger Verkehrsverein»
Aber bei der Besprechung des Arbeitsprogramms legte der damalige Vizepräsident, ein Doktor Lötscher, dar: «Er soll ein richtiger Verkehrs- und nicht nur ein Verschönerungsverein werden. Er legt das Hauptgewicht darauf, möglichst viel Verkehr in unsere Gemeinde zu bringen und Kuranten, besonders aus der Stadt Zürich, anzuziehen.» Kuranten, übrigens, das ist eine alte Bezeichnung für Kurgäste. Also beschloss man, in Bäretswil eine statistische Erhebung zu machen über Zahl und Art der für Kurgäste in Frage kommenden Zimmer-, Kost- und Pensionspreise.

Pensionspreise von 3 bis 5 Franken
Hans Bünzli, in den Protokollen als Major Bünzli betitelt, stand dem Verein als erster Präsident vor. Bünzli hatte einen Namen über Bäretswil hinaus. Er war Kantonsrat und 1896 Platzkommandant bei den Italienerkrawallen in Zürich. Als Startkapital erhielt der Verkehrsverein von Rudolf Guyer im Neuthal 100 Franken. Das entsprach 100 Mitgliederbeiträgen.
Im ersten Jahr investierte der Verein «Fr. 189.95 ct.» für «Weganlagen, Wegweiser, Ruhebänke» und sage und schreibe «Fr. 228.89 ct.» für «Insertionen & Druckkosten». Inseriert und geworben für die «Kurlandschaft Bäretswil» wurde in der «Neuen Zürcher Zeitung», in der «Zürcher Post», im «Tages-Anzeiger», in der «Schweizerischen Lehrerzeitung» und im «Landboten». Die Pensionspreise betrugen drei bis fünf Franken.

Mitsprache beim Fahrplan
In den Gründerjahren beschlossen die Mitglieder, einen «gedruckten Prospekt mit photographischen Aufnahmen» zu erstellen «zur Herbeiziehung von Kuranten». Gleichzeitig wurden im ganzen Gemeindegebiet Ruhebänke und Wegweiser gesetzt.

Ein weiteres Thema war die Mitgestaltung des Fahrplans der Uerikon-Bauma-Bahn. Die Kriegsjahre 1914 bis 1918 machten einigen Vorhaben des Verkehrsvereins einen Strich durch die Rechnung. Die Herausgabe einer Exkursionskarte wurde 1917 vom Armeekommando untersagt. Und 1918 konnte der Verein keine Fahrplanwünsche mehr anbringen. Grund war der Kohlemangel. Vom 2. Dezember 1918 bis Anfang Juli 1919 verkehrten an Sonntagen überhaupt keine Züge mehr nach Bäretswil.

«Leisten grossen Beitrag»
Auch die Organisation von Vorträgen und Filmabenden schrieb sich der Verein auf die Fahne. Das kam allerdings nicht immer gut. 1923 steht im Protokoll zum «volkskundlichen Vortrag ‹Als Zugvogel in Afrika›», jedermann sei froh gewesen, als das Ende der Vorführung da war. Schuld daran sei unter anderem der langweilige Vortrag gewesen. Das und mehr ist in der Jubiläums-Festschrift nachzulesen, die vom Vizepräsidenten des Verkehrsvereins, Jörg Albrecht, verfasst wurde.

An der 100-Jahr-Feier, Anfang August auf dem Jakobsberg, würdigte Gemeindepräsident Hans-Peter Hulliger das Schaffen des Verkehrsvereins. Am besten sichtbar seien die Arbeiten mit dem Unterhalt und der Erstellung von neuen Wanderwegen. «Mit diesen Arbeiten leistet der Verkehrsverein einen grossen Beitrag zum anerkannten Erholungswert unserer Gemeinde.»

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