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Restaurant Freieck von Walter Egli mit neuem Wirtshausschild
Restaurant Freieck von Walter Egli mit neuem Wirtshausschild

17.05.2019 / Sandra Boner [PBO.RES2.108]

Ein uraltes Wirtshausschild kehrt zurück

Verrostet, verlottert und verwittert war das Wirtshausschild des Restaurants Fiorentina in Adetswil - eigentlich fast schon gefährlich. Eigentümer Walter Egli wollte es deshalb verschwinden lassen. Doch dann kam alles anders.

David Kilchör, Fr 17.05.2019

Ganz genau weiss es Walter Egli nicht. Aber seinen Informationen zufolge ist das heutige Restaurant Fiorentina in Adetswil, das ihm gehört, gut 200 Jahre alt. Seit 1936 ist es bereits im Familienbesitz.

Walter Egli selber wuchs über dem Restaurant auf. Seine Kinder ebenso. Seine Frau Piera wirtete hier 30 Jahre lang. Sein Vater führte einst daneben eine Bäckerei, seine Mutter hatte im Service gearbeitet. Keine Frage: In diesem Haus steckt viel Familiengeschichte und damit auch Nostalgie.

Da kann man es Egli nicht verdenken, dass ihm an diesem Freitagvormittag fast das Augenwasser kommt, als sein Sohn Peter und ein Kollege das alte Wirtshausschild, das er letzten Herbst demontiert hatte, über eine Leiter auf ein Podest hieven und dann in die Verschraubung einklinken. «Für mich ist das ein wahnsinnig schöner Moment», sagt Egli. Das Schild könnte theoretisch immerhin so alt sein wie das Restaurant selber.

Eine kleine Rückblende. Es ist Herbst 2018, Eglis Blick fällt immer wieder auf dieses Wirtshausschild am Restaurant Fiorentina. «Freieck» stünde eigentlich darauf. Doch die Schrift ist verwittert, das Metall verrostet. Egli beginnt sich ernsthaft Sorgen zu machen, dass das Schild eines Tages herunterfällt und womöglich noch Menschen gefährdet, die übers Trottoir spazieren.

«Ich ging davon aus, dass die Zeit des Wirtshausschildes wohl vorbei war.» Walter Egli

Er handelt beherzt, demontiert das Schild und stellt es in seinen Schopf. «Eine Restaurierung erschien mir eindeutig zu teuer. Ich ging davon aus, dass die Zeit des Wirtshausschildes wohl vorbei war», erzählt er.

Enzo restauriert das Schild

Doch dann kommt alles anders. Egli verbringt den kalten Teil des Jahres jeweils in der Region Bergamo, wo seine Frau herkommt und er ein Häuschen besitzt. Dort kommt er mit einem alten Bekannten in Kontakt. «Sein Name ist Enzo», sagt er. «Ein Italiener, der tagaus, tagein in der Fabrik arbeitet, aber in seinem Keller eine kleine Werkstatt hat.» Enzo will nun dieses Schild sehen. Und als er es sieht, will er es restaurieren. Einfach, weil es ihm Spass macht.

Eglis Augen glänzen. «Er fotografierte das alte Schild ab und ersetzte alles, was kaputt war. Dazu hielt er sich exakt an die Vorgaben der Farben. Selbst die Schrift stimmt.» Das Resultat: Der Name «Freieck» glänzt wieder golden auf bordeaux-rotem Hintergrund. Die Halterung ist wieder prächtig verziert mit Lorbeerblättern und Rosetten. «In Wahrheit ist Enzo ein Künstler», sagt Egli.

«Ich habe grosse Freude im Herzen.» Walter Egli

Zur Feier des geretteten Wirtshausschildes organisiert er am Freitagmorgen ein kleines Fest für Angehörige, Freunde und Nachbarn. «Für mich ist das eine Aufrichte, auch wenn hier nichts gebaut worden ist», sagt er. «Ich habe grosse Freude im Herzen.»

Die italienische Restauration des Schildes passe auch gleich zur italienischen Küche des Restaurants, findet Egli. Dessen Schwerpunkt ist allerdings die toskanische Küche, etwa mit der berühmten Bistecca Fiorentina, nicht die lombardische, wo das Schild renoviert wurde. «Aber das liegt ja nahe beieinander.»

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