
Einen sehr guten Einblick in die Geschichte des Kantons Zürich[1] gibt Wikipedia.
Drei wichtige Aspekte dazu, konzipiert von Dr. Meinrad Suter, finden sich auf der Website des Kantons zh.ch. Da die Beiträge dort gelegentlich neu verlinkt werden, sind sie hier zugänglich:
- Kleine Zürcher Verfassungsgeschichte 1218–2000
- Publikation zum Jubiläum 200 Jahre Mediationsverfassung 1803–2003
- Geschichte der Kantonspolizei Zürich 1804–2004 (enthält zum Brand von Uster den Polizeibericht S. 55/56)
Dazu einige Daten:
1218 – Mit dem Aussterben der Zähringer erlangt die Stadt Zürich die Reichsfreiheit.
1336 – Rudolf Brun verordnet der Stadt Zürich eine neue Verfassung. Das Handwerk wird in 13 Zünfte mit je einem selbstgewählten Zunftmeister und in die «Konstaffel», bestehend aus Adel und Kaufmannsstand mit 13 Vertretern, gegliedert. Zusammen bilden sie den Rat der Stadt.
1351 – Die Stadt Zürich verbündet sich mit Luzern und den drei Waldstätten.
1408 – Aus Geldnot verpfänden die Habsburger Brüder Gessler die Herrschaft Grüningen für 8400 Gulden an die Stadt Zürich und diese beabsichtigt nicht, das Pfand zurück zu geben. Die Bäretswiler sind nun Untertanen von Zürich, bis 1798 Napoleon der Zürcher Landvogtei (vorübergehend) die Gleichstellung zur Stadt bringt.
1424 – Die Stadt Zürich sichert sich die Grafschaft Kyburg und wird damit zum Stadtstaat. Kyburg wurde zur mit Abstand grössten Vogtei der Stadt.[2] Die Grenze der Vogtei lief quer durch Bäretswil (Stalden- resp. Mettlenbach).
1444 – Nach dem Tod von Graf Friedrich VII. von Toggenburg 1436 streitet Zürich mit den übrigen Eidgenossen im «Alten Zürichkrieg» 1439 – 1450 um dessen Erbe und den Zugang über den Walensee zu den Bündner Pässen. Zürich verbündet sich mit Habsburg. Die Schwyzer zerstören 1444 die Burg Greifenberg.
1519 – Huldrych Zwingli führt in Zürich mit Unterstützung der Regierung die Reformation ein.
1525 – Bei den Bauernunruhen während der ländlichen Reformation[3] kommt es zum Konflikt zwischen Zürich und den Wiedertäufern. Die Oberländer wollen sich mit der Beute vom Kloster Rüti von der Stadt loskaufen. Zürich verweigert die Auslösung des Pfandes und konfisziert den Klosterbesitz.
1575 – Werdmüller begründet zusammen mit den Locarneser Glaubensflüchtlingen die Verarbeitung von Seide, Wolle und Baumwolle im Verlagssystem.
1624 – Unter dem Eindruck des «Dreissigjährigen Krieges» (1618 – 1648) beschliesst die Stadt Zürich, eine neue Stadtbefestigung zu bauen. Der Protest des Landes gegen die hohen Steuern wird rücksichtslos mit militärischer Gewalt gebrochen.
1750 – Die aristokratische Stadt Zürich wird mit den Literaturkritikern Bodmer und Breitinger, den Literaten Salomon Gessner, Lavater, Pestalozzi und Heidegger und dem Verlag Orell, Gessner, Füssli & Comp. zu einem europäischen Hotspot für Literatur und Aufklärung in der 2. Hälfte des 18. Jh.[4]
Der Bauer Jakob Gujer aus Wermatswil, genannt «Kleinjogg», reformiert die Landwirtschaft.
1795 – Der Stäfnerhandel. Die Textilindustrie am Zürichsee hatte zu Wohlstand geführt, der sich in Lesezirkeln und aufklärerischen Ideen äusserte. In einem «Memorial» wurden von Zürich alte Freiheiten und Menschenrechte zurück gefordert. Die Bewegung wurde durch die Stadt militärisch unterdrückt und die 6 Hauptangeklagten zu lebenslanger Haft verurteilt.
Goethe besuchte auf seiner 3. Schweizerreise 1797 Stäfa und liess sich zu einem Werk über «Wilhelm Tell» und den Freiheitswillen inspirieren, überliess den Stoff dann aber Friedrich Schiller, der das Drama 1803 veröffentlichte.
1798, 5. Feb. – Auf Druck Frankreichs und des Zürcher Oberlandes proklamiert die Zürcher Obrigkeit die Gleichstellung von Stadt und Land. Ende des Ancien Régime und Einführung der «Helvetischen Republik» am 12. April. Bäretswil wird dem Distrikt Wald zugeteilt. Schulenquête Stapfer zur Reform des Schulwesens.
Die Befreiung des Zürcher Oberlandes von der städtischen Aristokratie durch Napoleon musste aber teuer erkauft werden, wurden doch die Oberländer Gemeinden von den französischen und den russischen Truppen ausgeplündert.
1803, 10. März – Napoleon verordnet der Schweiz die Mediationsverfassung auf den Grundsätzen der Vernunft und des Menschenrechts und macht aus dem Zentralstaat der Helvetik wieder einen föderalistischen Staatenbund. Die Regierung von Zürich forderte von der Landbevölkerung einen Huldigungseid auf die neue Verfassung, was einige Gemeinden, darunter Bäretswil, verweigerten. Dies führte 1804 zum Bockenkrieg[5].
1813, 23. Dez. – Niederlage Napoleons in der «Völkerschlacht bei Leipzig», Ende der «Mediationszeit». Es folgt die «Restauration» vorrevolutionärer Verhältnisse, die städtische Aristokratie übernimmt die Macht, die Volkssouveränität wird abgeschafft (Wienerkongress unter Metternich, die Schweiz wird zur Neutralität verpflichtet). Bäretswil kommt unter das Oberamt Grüningen.
1814 – Ende der Kontinentalsperre, die Napoleon 1806 verfügte. Dies führte zu einem Preiszerfall von Textilprodukten und grossen wirtschaftlichen Problemen im Zürcher Oberland.
1816 – Inbetriebnahme der Spinnerei Widacher (Rüti) durch Salomon Honegger (Vater von Caspar Honegger) und 1827 der Spinnerei Neuthal durch Johann Gujer (Vater von Adolf Guyer-Zeller).
Der Ausbruch des Vulkans Tambora im April 1815 führte 1816 zum «Jahr ohne Sommer» und zusammen mit der wirtschaftlichen Notlage, verursacht durch die Aufhebung der Kontinentalsperre, zu einer grossen Hungersnot im Zürcher Oberland.

1830 – Julirevolution in Frankreich: Wirkt wie Signal auf die Zürcher Landschaft: Freiheit (Presse-, Handels- und Gewerbefreiheit…) und Gleichheit (Rechtsgleichheit, Demokratie…)
22. Nov. – Ustertag[6]: Rund 10’000 Männer aus der Zürcher Landschaft versammeln sich in Uster und fordern die Gleichstellung von Stadt und Land und eine «durchgreifende Verbesserung im Schulwesen»[7]. Der allgemein geschätzte und besonnene «kluge Müller» Heinrich Gujer von Bauma, der Onkel von Adolf Guyer-Zeller, hielt die Eröffnungsansprache und trug massgeblich dazu bei, dass die Versammlung friedlich verlief.
1831, 10. März – Der Kanton erhält eine radikal-liberale Verfassung («Regeneration»), in der die Forderungen vom Ustertag weitgehend erfüllt wurden: Volkssouveränität und Rechtsgleichheit. Hinwil wird nun Bezirkshauptort. Die Radikalität bei der Einführung von Glaubensfreiheit und der Säkularisierung des Bildungswesens bargen allerdings den Keim für neue Unruhen im Zürcher Oberland (Züriputsch 1839).
1832, 22. Nov. – Brand von Uster: Wütende Zürcher Oberländer mit Rellsten Felix als Rädelsführer stecken die Weberei Corrodi & Pfister in Oberuster in Brand.
1833, Nov. – Erneuerung der Volksschule, allgemeine Schulpflicht, Ausbildung von Lehrern am Lehrerseminar Küsnacht und Säkularisierung der Bildung, Gründung der Universität Zürich. Dass die Pfarrer die Volksbildung an weltliche Lehrer abgeben mussten, passte vielen Konservativen nicht und führte zum Züriputsch.
1839, 6. Sept. – Züriputsch: Die Landbevölkerung liess sich durch Modernisierungsgegner aufwiegeln und zog auf Antrieb von Pfarrer Bernhard Hirzel von Pfäffikon nach Zürich, wo es ihr gelang, die radikal-liberale Regierung zu stürzen und durch eine konservative zu ersetzen. Auf Betreiben von Heinrich Gujer und konservativer Kreise wurde der Erziehungsrat und Seminardirektor Thomas Ignaz Scherr abgesetzt.[8] Die konservative Regierung konnte sich bis 1845 halten und wurde dann wieder von einer liberalen abgelöst.
1847 – Unter dem «System Escher» gehört der liberale Kanton Zürich im Sonderbundskrieg zu den Siegern.
1848 – Der Kanton Zürich wird Teil des schweizerischen Bundesstaates.[9]
1869 – Der Kanton erhält eine neue Verfassung, die mehr oder weniger heute noch gültig ist. Wechsel der seit der Regeneration 1831 eingeführten repräsentativen Demokratie zur direkten Demokratie.
1877 – Dank der Totalrevision der Bundesverfassung von 1874 erhielt der Bund die Befugnis, Bestimmungen zum Schutz der Arbeitenden zu erlassen. Das Eidgenössisches Fabrikgesetz von 1877 führt unter anderem den 11-Stundentag ein und verbietet die Beschäftigung von Kindern unter 14.
Zu den Transkriptionen zürcherischer Quellen von Meinrad Suter sen.
Einzelnachweise
[1]Wikipedia. Abruf 24.12.2022, Geschichte des Kantons Zürich
[2]Peter Niederhäuser: Zürcher Oberländer. 13.02.2024, Als Zürich den Sprung zum Stadtstaat schaffte
[3]Matthias Hui: Die Zürcher Reformation auf dem Land. 2016, e-periodica
[4]Thomas Bürger: Aufklärung in Zürich in der 2. Hälfte des 18. Jh.. 1997, Digitalisat
[5]Albert Heer: Heimatkunde Hittnau. Schulthess & Co. Zürich 1905, Bockenkrieg
[6]Wikipedia. Abruf 24.12.2022, Ustertag
[7]Guggenbühl et al.: Die Zürcherische Volksschule 1832-1932. Verlag der Erziehungsdirektion 1933, S.8
[8]Bernhard A. Gubler: Züriputsch. Buchverlag der Druckerei Wetzikon AG 1989, Der «Züriputsch» in Schilderungen aus dem Bezirk Pfäffikon, S. 23
[9]Markus Häfliger und Philipp Loser: Zürcher Oberländer. 8. Sept. 2023, Die dramatische Geburt der modernen Schweiz