Ochsen

Ochsen Adetswilerstr. 16 Erbaut 1827 aus dem überschüssigen Material vom Bau der ref. Kirche durch Dekan Waser als Gemeindehaus und Metzg. Seit 1832 Gasthaus. Aktuell (2024) ist der Ochsen die älteste Wirtschaft von Bäretswil, in der noch gewirtet wird.
Über Jahrzehnte wurde das Restaurant von der Familie Sophie und Karl Berger und später deren Sohn Rolf (von 1971-1984) geführt.[1]

Seit August 2021 wird der Ochsen von Attilio Lanzalotti als «Ristorante Pizzeria Ochsen» geführt.
Geöffnet von Montag bis Sonntag.

Bilderliste

Geschichte des «Ochsen»

Der «Ochsen» wird 1827 aus dem überschüssigen Baumaterial des Kirchenbaus durch die Gemeinde in Fronarbeit als Gemeindehaus mit Metzg gebaut. Initiant war wohl Pfarrer Waser. Vorher war das Gemeindehaus der «alte Bären» in der Gupf, der ebenfalls zusammen mit der alten Kirche 1504 erbaut wurde.

Ab 1832 wird der Ochsen von einem Pächter als Gasthof geführt. Der frische Pächter soll am 22. Nov. 1832 zur Werbung dem Rellsten Felix mit seinen Männern vor dem Marsch an den 2. Ustertag zur Stärkung einen Branntwein spendiert haben, bevor diese dann in Oberuster die Fabrik Corrodi & Pfister mit den neuen Webmaschinen in Brand steckten («Usterbrand»). [2]

Die Eröffnung des Ochsen als Wirtschaft ist schon ganz im Sinner der Liberalisierung des Gewerbes zu sehen, die mit dem Ustertag von 1830 eingesetzt hat. Bis 1801 bewilligte die Regierung der Gemeinde erst zwei Haupt- und zwei Nebenwirtschaften:
Bäretswil: (Alter) Bären, Wirt Wild
Adetswil: Gelber Löwen, Wirt Bürgi
Wappenswil: Wirt Kägi
Im Tal: Wirt Stössel (erwähnt im Usterbrand-Protokoll F. L. Keller)

1835 Nicht nur der Kanton, sondern auch Pfarrer Waser selbst macht von der Kanzel Druck auf die Gemeinde, eine Sekundarschule einzurichten. Der Erfolg ist bescheiden. Immerhin gelingt es, auf den Herbst in den Gemeinderäumen des Ochsen eine private Sekundarschulklasse mit 9 Knaben und 3 Mädchen einzurichten.

1841 pachtet das junge Ehepaar Caspar und Katharina Spörri-Dolder aus der Blume Fischenthal den Ochsen. Als 1845 wegen der Kartoffelkrankheit das Geld knapp wird, übernehmen sie auch noch eine Ferggerei von Bunttüchern, bevor sie dann 1858 am Aabach die Weberei einrichten.

1875 findet in Bäretswil das grosse Sängerfest im «Chelleland» statt. Bei ihrem Auftritt im Ochsen imponiert Barbara Egli dem Fabrikherrn Adolf Guyer-Zeller so sehr, dass er ihr eine Ausbildung zur Sängerin finanzieren will. Ihre Mutter findet dies unangebracht. siehe «Barbara, die Feinweberin»[3].

1946 erwirbt die Landwirtschaftliche Konsumgenossenschaft die Ochsenscheune und erstellt auf dem Platz das Lagerhaus mit Gleisanschluss, heute «Landi» genannt. Aus ganz Europa und Übersee wird in der Folge per Bahn Weizen für Mensch und Tier ins Lagerhaus geführt.

Im Säli des Ochsen findet am 2. Nov. 1968 die erste Versammlung des künftigen Vereins DVZO statt. Einberufen wird sie von Werner Frei. 12 Personen nehmen Teil, darunter Anita Färber von der NZZ.[4]

Pius Bischofberger, Okt. 2020 / Aug. 2024

Einzelnachweise

[1]Eduard Gautschi: Zürcher Oberländer. 19. Dez. 2013, 'Ein Bäretswiler kochte fürstlich in Vaduz
[2]Friedrich Ludwig Keller: Die gewaltsame Brandstiftung in Uster am 22. November 1832. (Den Gerichtsakten kann entnommen werden, dass sich der Rellsten Felix mit seinen Männern in Robenhausen angetrunken haben. Ein Hinweis auf den Ochsen aber fehlt.). 1833, Digitalisat
[3]Otto Kunz: Barbara, die Feinweberin. Eine Lebensgeschichte aus dem Zürcher Oberland. Genossenschafts-Buchhandlung, Winterthur 1944, Digitalisat
[4]Wermer Frei: Heimatspiegel, Monatsbeilage des ZO. Juni 2024, Anfänge des DVZO

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