Reformierte Pfarrer

Die ersten Pfarrer nach der Reformation gemäss Studer

In seiner Chronik beschreibt Julius Studer in seiner Chronik[1] von 1870 die Pfarrer nach der Reformation, beginnend mit Benedikt Stadtschreiber, der die Reformation in Bäretswil 1519 einführte, bis Hans Rudolf Waser, seinem einstigen Chef und Erbauer der reformierten Kirche 1826:

1) Benedikt Stadtschreiber. 1519–20. Wahrscheinlich war er schon vorher einige Jahre Pfarrer in der Gemeinde gewesen, bis er im Jahr der Kirchenverbesserung 1519 „Religionsstifter“, d.h. Reformator in seiner Gemeinde wurde, aber schon im folgenden Jahre starb.

2) Wilhelm Fuchs, Dekan, 1520–25. Von ihm wird aus der zweiten Disputation zu Zürich i. J. 1523 Folgendes gesagt:
«Da rüft man dem von Bäretschwyl, Dekan W. F. Der entschuldigt sich fast, er hätte nie darwider (gegen Zwingli’s Werk und die neue Ordnung der Dinge) geredet. Jedoch bezüget ihn dess der Kammerer von Meilan, Herr Hilarius.» Dieser, nämlich Pfarrer und Kammerer Hilarius Kern (Körner) zu Meilen, überwies ihn, Einige Ketzer genannt zu haben, welche die Meinung, dass die Messe kein Opfer sei und andere christliche Lehrsätze aufstellten. Fuchs scheint also kein besonderer Freund der Reformation gewesen zu sein und kam wohl desshalb 1525 als Exspektant nach Mönchaltorf, später als Helfer nach Uster.

3) Benedikt Landenberger, Dekan, 1526—29, wohl ein anderer, als der um 1500. Von ihm wird aus der ersten Synode, Dienstag vor Gregorii 1528, berichtet, „er habe sein Weib nehmen müssen, halte sie aber für eine H…“ Nachdem nämlich schon 1522 Zwingli in zwei Bittschriften an den Bischof von Konstanz und an gemeine Eidgenossen unter Anderm das Recht der Priesterehe verlangt, in den folgenden Jahren mit ihm mehrere zürcherische Pfarrer geheirathet hatten, forderte 1527 die Regierung von Zürich diesen Schritt von allen und wünschte dann eben in jener Synode von den Einzelnen Auskunft über ihr eheliches Leben.

Nach seinem Tode schrieb am Freitag nach St. Jakobs (22. Juli) 1529 Junker Hans von der Hohen-Landenberg zu Rapperswil an die G.H.u.D. um ein Pfrundzeichen für seinen Sohn Rudolf:
Min fründtlich willig Dienst mit Erpietung aller Erenn den strengen, frommen, fürsichtigen, ehrsamen und weisen günstigen lieben Herren. Alsdann durch tödtlichen Abgang Herr Benedikt Landenbergs, der Pfarr Berentschwyl letzsten Pfarrers ledig worden ist, welcher Pfarr ich als der Aelteste von der H. Landenberg rechter Lehensherr bin, hab ich auf ernstliche Bitten Herrn Rudolfs an Eure strenge, ehrsame Weisheit meine ganz fründliche, unterthänige, fleissige Bitte, ihr wollet genannten Herrn Rudolf gnädiglich annehmen und auf solche Pfrund sammt der Zinsen, Gülten und Nutzungen bestätigen.
Statt seiner ward aber

4) Niklaus Schneider (1529-61) von Fischenthal her hinversetzt. Dieser ward 1543 Dekan und starb den 9. Mai 1561. Die Synodalprotokolle geben ihm bei der einst jedes Jahr zweimal stattfindenden Censur stets ein sehr gutes Zeichen (0), so z.B. 1530 und 19. April 1531. Als Dekan hatte er viele Klagen einzureichen über die Sekte der Wiedertäufer, über Aberglauben und Unsittlichkeit. so z.B. als 1556 Herr Wolf (gang Huber) zu Rüti, ein Mönch, gestorben, sei kein Diener der Kirche zu diesem gekommen, sondern ein Mönch von Einsiedeln sei aus- und eingelaufen. Man habe jenem ein hölzernes Kreuzlein vorgetragen und aufs Grab gesteckt, ja zu Rapperswil und Utznach sein seelenrecht (Messe) nachgethan. Im Jahr 1560 klagt schneider namentlich über die Trunkenheit in seinem Amtsbezirk. Rechtsvögte und Amtsleute seien stets trunken. Die Vögte selber wirthen und strafen Niemand; bedenklich nehmen die Wirthshäuser überhand. Die Wirthe schreiben Jedem das Mandat, massen sie gehen allenthalben auf die Kilbenen. Auch die Metzeln und Schändeten (Metzgeten) wären aufgericht verschiedenen Orts, da das liederliche Volk 3—6 Tage nicht vom Fasse weiche.

5) Hans Jakob Kaufmann von Winterthur, früher Pfarrer in Wülflingen, erwählt durch Hans von Hinwil, von 1561-1565, d.h. bis zu seinem Tode in Bäretswil.

Junker Landenberg von Herdern hatte Hs. Rudolf Landenberger vorgeschlagen. Beide Familien hatten sich aber verstanden, dass ein Geschlecht um das andere, zuerst Hinwil die Pfrund verleihen solle.

6) Hans Rudolf Landenberger aus dem Turbenthal, erwählt durch die von Hohen-Landenberg 1565 und eingesetzt im folgenden Jahre. Im Jahre 1548 hatte er am Stipendium des Studentenamtes Antheil genommen, ward dann Diakon zu Bülach, später Pfarrer in Otelfingen. Unter ihm verbrannte 1572 das Pfarrhaus Bäretswil mit dem ganzen werthvollen Archiv. Auf die Frühlingssynode 1585 ward er nach Zürich beschickt, um sich darüber zu rechtfertigen, dass er eine Dienstagspredigt nicht gehalten. Er blieb aber inzwischen in Grüningen. Es wurde ihm dennoch von den gnädigen Herren vorgehalten, und zudem noch, dass sein Weib „soll köstlich in Kleidern sein.“
Dessenungeachtet soll er im Uebrigen „streng und treu “ gedient haben.
Er starb den 19. April 1590.

7) Hans Jakob Wagner von Stein, früher Pfarrer in Bubikon, ward durch die Jkr. Johannes von Meiss und Heinrich Funk, an welche die Pfründe Bäretswil als Runkellehen von Hinwil übergegangen war, belehnt den 25. April, und den 14. Juni 1590 in Bäretswil eingesetzt, Dekan 1618. Er starb den 22. Sept. 1620 nach „sehr treuem Dienste an einer langwierigen und schmerzhaften Krankheit.“ Auf ihn folgte sein Sohn

8) Jost (Jodocus) Wagner, früher Pfarrer in Dättlikon, ward durch Jkr. Rudolf von Meiss den 30. Sept. 1620 belehnt und eingesetzt den 22. Oktober; Dekan 1626. Er starb den 19. August 1629 als ein „sehr gelehrter und frommer, sehr wachsamer und treuer Pfarrer“ an der Pest. Das Todtenbuch sagt hierüber:

Im Jahre 1629 bei der damals in dem Zürichgebiet herrschenden verderblichen Pest starben während 12 Wochen in hiesiger Gemeinde ungefähr 750 Personen. Unter diesen befand sich auch allzufrüh der Pfarrer J. J. Wagner. Er starb nach 3tägigem Krankenlager mit 4 seiner Kinder, und hinterliess seine Gattin nebst 4 andern Kindern. Er schied (sagt sein Nachfolger) mit ruhigstem Gewissen und sanftestem Tode aus diesem Thale vieler Thränen und Trübsale ins verheissene und erwartete ewige Leben.

Ueber diese Pest, den sogenannten „schwarzen Tod“ gehen noch verschiedene Ueberlieferungen. So soll z.B. einst bei einem grössern Leichenzuge ab dem Allenberg unterwegs einer der vielen Leichname ab dem Wagen gefallen sein. Das Geleite habe den Todten liegen lassen mit den Worten: „Wir wollen ihn morgen mitnehmen, es wird wohl noch mehr geben.“ Thatsache ist, dass von der Gemeinde, zu der damals noch Bauma gehörte, der dritte Theil, von den Ortschaften Allenberg und Bettswil Alles ausstarb und 1634 nur noch 494 Einwohner waren;
Thatsache, dass eine ganze Zelg beim Scheuerli, die Schönigzelg, deren Besitzer alle gestorben, allmälig, weil brach und unbebaut liegend, zu Wald sich verwandelte und erst in neuerer Zeit wieder ausgereutet wurde. Diese Pest, eine Folge häufigen Wechsels von heftiger Kälte und peinlicher Wärme, war von Oesterreich und Schwaben her in den Thurgau eingedrungen und hatte hier die Hälfte der Bevölkerung, circa 34’000 Personen, hingerafft. Mattigkeit, Fieberfrost und Fiebergluth, Betäubung, brennender Durst waren die ersten, oft schon tödtlichen Anzeichen. Bald trat blutiges Erbrechen ein; schwarze Eitergeschwüre (der Lymphdrüsen) bedeckten die ganze Haut mit Blattern. Die massenhaften Todten wurden gewöhnlich in grosse Kalkgruben geworfen. Viele Leute flohen aus Furcht in die Wälder. Aber auch hier wüthete die Seuche und ergriff selbst wilde Thiere und Vögel, die mit den Leichen in Berührung gekommen. Dem Beispiele des Oberstpfarrer Breitinger in Zürich folgten in aufopfernder Pflege und Tröstung der Kranken viele Landgeistliche, die meisten in Ausübung ihrer schönsten, aber auch schwersten Pflicht erliegend. An einigen Orten musste der Gottesdienst ganz eingestellt werden, an andern wurden die Pfründen jungen Studirenden anvertraut. Es war eine jammervolle Zeit für unser Land, wie wir seither keine mehr erlebt haben.

Johann Heinrich Heidegger, Bäretswil, Prof. der hebräischen Sprache und Verfasser des Consensus Helveticus
Johann Heinrich Heidegger

9) Johannes Hartmann Heidegger von Zürich, geb. 1598, verehlichte sich 1620 mit Magdalena Wagner, der Tochter des Pfarrer Joh. Jakob zu Bäretswil. Er kam, belehnt durch Jkr. Joh. Rudolf Meiss, von der Pfarrei Seen in dieser schweren Zeit an die Stelle seines von der Pest hingerafften Schwagers und ward den 1. September 1629 eingesetzt. Seit 1642 Dekan, starb er den 14. Nov. 1643 an der Schwindsucht. Als Pfarrer war er sehr treu und genau in seinem Amte, führte ein fleissiges Verzeichniss seiner Predigten; als Dekan „sehr wachsam.“ Gerühmt wird ausser seiner herrlichen Bibliothek sein offener, freier Sinn für jede geistige Entwicklung. Von Collegen wie Zuhörern erhielt er stets das gute Zeugniss des besten Willens. Er war der Vater des nachmals berühmten Gottesgelehrten Joh. Heinrich Heidegger (1633–98), der jene schroffe Consensusformel für unsere zürcherische Kirche verfasste. Der hoffnungsvolle Sohn war „zur Underweisung sowol im Christenthum als in den Sprachen“ dem Pfarrer Michael Zingg im Fischenthal anvertraut worden. Dieser tüchtige, namentlich in den Naturwissenschaften trefflich bewanderte Mann, welcher zwar um seiner freiern Ansichten willen von den orthodoxen Brüdern schwer verfolgt wurde, dagegen das volle Zutrauen seiner Gemeindsgenossen besass, hatte einen nachhaltigen Einfluss auf seinen Zögling. Es soll zur Ehre des jungen, nachher so schroffen, im Glauben engherzigen Heidegger gesagt werden, dass er Zingg in dankbarem Andenken behielt und auch den verrufenen „Ketzer“ noch als seinen Bruder in Christo bezeichnete.

10) Hans Kaspar Fels, geb. 1608, früher Diakon zu Uster, dann Pfarrer zu Mönchaltorf, ward den 28. Nov. 1643 durch die Jkr. Dietrich, Heinrich und Achior Meiss belehnt und vorgeschlagen, den 17. März 1644 in Bäretswil eingesetzt. Seit 1655 Kammerer, seit Herbst 1658 Dekan des obern Wetzikoner Kapitels starb er nach treuem Wirken den 28. August 1673.
Ein frommer und strenger Pfarrer verhofft er gleich nach seinem Amtsantritte mit der allbereits angehepten Heimsuchung (des 30jährigen Krieges) der Gemeinde viel Fruchtbares auszurichten.“ Ein grosses Verdienst erwarb er sich um die Schulen der Gemeinde. Seine Aeltesten geben ihm das „feine und angenehme Zeugniss, dass er sein altes Lob als fromm und fleissig bei der ganzen Gemeinde behält.“ Von seinem persönlichen Ansehen spricht z.B., dass er 1660 auf Veranstaltung des Kirchenrathes einen ehrenrührigen Streit schlichten musste zwischen Hans Felir Balber, Pfarrer von Úster, und seinem Helfer Zeller. Mit den Wiedertäufern hatte er viele Umtriebe. Unter seinem Pfarramt ward 1651 Bauma mit zahlreichen Höfen von Bäretswil abgetrennt und zur selbstständigen Pfarrgemeinde erhoben. Aus besonderer Hochachtung für ihn und in Anerkennung seiner Verdienste und Opfer in dieser Angelegenheit wurde sein Sohn an die neue Pfarrstelle berufen.

11) Hans Kaspar Fels, des vorigen Sohn, geb. 1635, ward nach des Vaters Tode von Bauma her berufen den 13. Sept. 1673 und eingesetzt den 23. Nov. Im Jahre 1681 ward er Notar, 1684 Kammerer und im Mai 1693 Dekan des Kapitels. Er starb den 3. Februar 1709 an einer nur wenige Tage dauernden Brustkrankheit. Die Akten ergeben viel Rühmliches über ihn. „Dieser Herr, heisst es im Dekanatsbericht von 1674, lässt sich trefflich wohl an, ersetzt seinen sonst unersetzlichen und bei der Gemeinde und dem ganzen Kapitel unverschmerzlichen Herren Vater nach aller Möglichkeit.“ Sein Fleiss und Ernst in der
Erbauung seiner Gemeinde kann nicht genug gerühmt werden, wie auch das treffliche und herrliche Lob bei der letztern. „Felsenfest” in seinem h. Eifer hielt er fleissige, erbauliche Katechisationen, ernsthafte Stillstände; fleissig und furchtlos besuchte er die Kranken selbst in Zeiten von ansteckenden Krankheiten, wie z.B. seit 1690, als die rothe Ruhr sehr stark in der Gemeinde auftrat. 1692 ward er selber gefährlich krank, seine Gemeinde dadurch in grosse Trauer versetzt. Im Familien- wie Krankenbesuch blieb er „unverdrossen, wachtbar, ernst und trosthaft.”
Die Gemeinds- und Kinderrödel, Tauf- und Ehebücher hielt er besonders gut in Ordnung. Namentlich liess er sich angelegen sein, mit schändlichen Büchern, wo sie in seine Hände kamen, aufzuräumen, Zauberbücher wie täuferische Schriften. In den ersten Jahren seines Amtes hatte er viel Streit gehabt mit einigen Bauern, die ihm hartnäckig den Zehnten verweigerten und in ihrem Trotz ihn selbst bei der Kanzel beleidigten, z.B. durch unanständiges Badausrufen; „sind aber zum Kreuz gekrochen und wurde Alles friedlich beigelegt; jetzt (1675) hat er gar gute Ruhe, Gehorsam und Willfahr.” – Mit vielen Unkosten baute und renovirte er am Pfarrhause und richtete es vortrefflich ein. Ganz besonders wird auch seine schöne, reichhaltige Bibliothek gerühmt, welche er stets mit den neuesten Autoren vermehrte. Unverdrossen lag er seinen Privatstudien ob, las selbst holländische Schriften. In 6 von eigener Hand geschriebenen Quartbänden hatte er nach und nach sich einen reichen schass von Auszügen gesammelt aus den zu jener Zeit berühmtesten theologischen Werken, „dergleichen damals noch in wenig Studirzimmern zu finden war.” Daneben schrieb er auch an einer theologischen Bibel, d.h. an einer Spruchsammlung der heiligen Schrift über alle vorkommenden geistlichen Gegenstände. Endlich beschäftigte er sich noch gerne mit philosophischen und geschichtlichen Studien. „Kurz, was von einem eifrigen und getreuen Diener Christi mag in dieser Unvollkommenheit desiderirt werden, war bei ihm zu finden.“ Der bekannte Antistes Anton Klingler von Zürich setzte dem Verstorbenen unterm 6. Febr. 1709 in einem Schreiben an die Regierung folgenden Denkstein:
„Gnädiger Herr Burgermeister! Hochgeachtete, wohledle, gestrenge, und insonders hochgeehrte gnädige Herren und Vätter!
Nachdem es dem Felsen unsers Heiles und Lebens gefallen, aus dieser bewegungsvollen Unbeständigkeit J. Kaspar Felsen, Pfarrer zu Bäretswil und Dekanum des Wezikoner Kapitels in das ewige, beständige und auf den Felsen der Ewigkeit gegründete Lusthaus zu versetzen, so haben wir diese in Trauer versetzte Gmeind mit einem andern treuen Seelenhirten zu erfreuen.
Mit herzlichem Wunsch, dass die Wahl denjenigen betreffe, der durch des Allmächtigen Beistand am tauglichsten sein wird, diese Kirche fehrners als ein weiser Baumeister auf den wahren Felsen aufzubauen, und der Euch, U.G.H., erwünscht sein mag.“

12) Hans Erhard von Schmid von Kempten-Wezikon, geb. 1677, früher Diakon zu Wald, hernach Pfarrer im Turbenthal, ward den 5. Mai 1709 in Bäretswil eingesetzst. „Um seiner ungemein getreuen, eifrigen, aufrichtigen Verwaltung seines Pfarrdienstes in Turbenthal willen nach B. empfohlen, machte er hier einen guten Anfang und hielt erbauliche Predigten. Vom stillstand wird ihm nachgerühmt, dass er sich im Jagen mässige, dass das selten, nie am Studirtage, d.h. Montag und Samstag, vorkomme.“ Dem in spätern Jahren stark mit Hypochondrie geplagten leistete seit 1720 sein Sohn treue Hülfe. Den 10. April 1734 starb der lange Jahre Kränkelnde „unter gläubigem Gebät und Seufzen seeliglich aufgelöst.“ Ihm folgte sein Sohn

13) Hans Friedrich von Schmid, geb. 1699, examinirt 1722, Diakon zu Turbenthal 1731, „aus elterlicher Liebe als lieber Tochtermann“ von seinem Collator, Gerichtsherr Jkr. Hs. Jakob Meiss in Wetzifon den 12. April 1734 mit der Pfrund Bäretswil belehnt. Er kannte die Gemeinde von Jugend auf, gab ihr als Pfarrer durch seine treffliche Haushaltung und grosse Berufstreue ein gutes Beispiel und ward ihr auch um seiner Liebe und rühmlichen Gutthätigkeit willen überaus lieb. Die Kranken in der Nähe und Ferne besuchte er sehr fleissig, predigte das Gotteswort rein und lauter, besonders ernst auf ein christlich Leben dringend. In seinen Privatstudien liebte er namentlich die Kirchengeschichte. Nachdem ihm seine Gattin und viele seiner Kinder im Tode vorangegangen, starb er den 17. Juni 1769.

14) Johann Jakob Köchli, geb. 1721, examinirt 1742, ward 1747 Feldprediger in Holland (woher er die sogenannten Weiningerkirschen bei uns einführte). Seit 1751 befand er sich wieder in Zürich, und wurden unter seiner trefflichen Leitung als damals noch ungewohnte und gewagte Unternehmungen alljährlich grössere Schweizerreisen mit jungen Leuten ausgeführt und nachher beschrieben. 1754 wurde er Adjunkt bei der französischen Kirche in Zürich, dann 1757 Pfarrer in Weiningen, den 21. Juni 1769 endlich nach Bäretswil gewählt, 1773 wurde er Kammerer des Kapitels. „Einer der aufgeklärtesten und für die geistige Hebung des Volkes thätigsten Zürcher Geistlichen seiner Zeit, blieb er bis ins späteste Alter ein grosser Freund mathematischer Wissenschaften, und seine noch in der Familie aufbewahrten mathematischen
Sammlungen zeigen, dass das Samenkorn, welches Johannes Gessner (der Mathematiker und Botaniker) einst dem jungen Theologen eingelegt hatte, keinen dürren Boden fand, wenn er auch ausser «Anfangsgründen der Rechenkunst» nichts veröffentlichte.”

Als Pfarrer bewährte er seinen guten Ruf auch bei uns. Seine Predigt war schriftmässig, kräftig und erbaulich; sein Leben exemplarisch. Um seiner Geschicklichkeit und Gelehrtheit, um seines Fleisses und seiner Lebhaftigkeit, seiner Erfahrung und Frömmigkeit, Treue und Wachsamkeit willen erhielt er bei Gemeinde und Visitatoren stets ein gutes Zeugniss. In den Prosynoden lieferte er über alle vorkommenden Materien immer die gründlichsten Reflexionen. Seine Schrift: «Gedanken über die neue Bibelauslegung» war ein wahres Meisterstück. In Theologie, Philosophie und Mathematik las er stets das Neueste, so z.B. mit grossem Interesse «Hirzels Prüfung des Kleinjogg» (Jakob Gujer, der Bauernphilosoph von Wermatswil). Sein Alter war ein von Podagra stark geplagtes. Oft musste er sich in die Kirche führen oder tragen lassen und sitzend daselbst seine geistlichen Funktionen verrichten. Vikariatshülfe erleichterte sein schmerzvolles Ende, das den 19. Juli 1787 eintrat.

15) Hans Rudolf Waser von Zürich, geb. 1745, wurde Katechet in Unterstrass und zugleich beliebter Hauslehrer bei den ersten Familien seiner Vaterstadt, dann den 25. Juli 1787 als Pfarrer nach Bäretswil gewählt. Seit 1794 Kammerer, seit 1806 Dekan des Kapitels, starb er den 29. Januar 1817. Die Akten sprechen ihm stets das erfreulichste Zeugniss vollster Zufriedenheit und Hochachtung, Liebe und Dankbarkeit aus um seiner Treue und Sorgfalt, seines Eifers und seiner Klugheit willen in Besorgung seines Amtes. „Freundlicher Ernst und huldvolle Vaterliebe” war sein Charakter in Haus und Gemeinde. In der ihm in der geschäftsreichen Gemeinde spärlich zugemessenen Mussezeit beschäftigte er sich am liebsten mit historischen und klassischen Studien. Geschichte des Vaterlandes und der christlichen Kirche war sein Hauptstudium. Daneben sprach er ein geläufiges, ciceronianisches Latein. Bis zum letzten Tage seines Lebens hatte er als seine lieben Freunde die alten Klassiker bei sich. In seinen Pfarrdienst war die sorgenschwere Zeit der Revolution gefallen. Jahre lang drückten ihn die Last französischer Einquartierung und der Ausfall jeglichen Einkommens, da die Bauern den Zehnten bald nicht geben wollten, bald nicht konnten. Ueberdiess bot ihm jene Zeit noch mancherlei andere Befürchtungen, Unruhen und Kränkungen. Doch genoss er noch die genugthuende Freude, seinen ihm ebenbürtigen und gleichgesinnten Sohn in dreijähriger, amtlicher Aushülfe zur Seite zu haben und ihn als künftigen Nachfolger zu wissen.

Portrait von Hans Rudolf Waser, Dekan und Pfarrer in Bäretswil
Hans Rudolf Waser

16) Hans Rudolf Waser, geb. 1. Nov. 1790, verlebte seine Studienzeit theils bei seinem Vater, theils in seiner Vaterstadt, hielt seine erste Predigt am Osterfest 1807 in Bäretswil, und ward am 8. April 1811 ordinirt. Zuerst Vikar in Oberwinterthur bis 1814, dann bei seinem Vater, trat er an dessen Stelle den 20. Juni 1817. 1829 wurde er Kammerer, im November 1831 Dekan des neu abgegrenzten Kapitels Hinwil, in welcher Stellung er bis zum Herbste 1868 verblieb.
Rüstig an Körper und Geist, wirkt er bis heute noch als Pfarrer nach seinem Wahlspruch: „Das Herrlichste im Menschenleben ist Mühe und Arbeit.”

Die reformierten Pfarrer von Bäretswil nach Waser[2]

  • 1875 Johann Adolf Näf-Denzler, von Hausen, dann Pfr. in Witikon und St. Anna-Zürich
  • 1883 Verschiedene Vikariate
  • 1884 Immanuel Balmer, von Basel, später Diakonissenpfarrer in Riehen
  • 1896 Jakob Wolf (1867-1939), von Wetzikon, stirbt auf einer Amtsreise in der UeBB
  • 1939 Paul Hirzel (1910-1977). später in Opfikon
  • 1959 Verschiedene Verweser, da es damals schwierig war, einen Pfarrer zu finden
  • 1961 Jürg Schmid, später in Olten und Wil SG
  • 1970 Carl Vischer[3], (Sohn des Theologen Wilhelm Vischer?[4]) von Basel, später in Weiningen und im Bibelheim Männedorf
  • 1985 Hans Lerch
  • 1987 Martin Bihr (Dekan), seit 2003 Supervision, Beratung und Hofladen Rosengarten im Tisenwaldsberg
  • 2003 Marc Heise (seit 2020 Stäfa) und Regula Langenegger (seit 2020 Männedorf)
  • 2020 Daniel Kunz und Lukas Zünd[5]

Über die erste bekannte Gemeinde-Behörde (Stillstand) siehe A. Sierszyn, Heimatbuch.[6]

Einzelnachweise

[1]Julius Studer: Die Geschichte der Kirchgemeinde Bäretswil. Zürich 1870, Digitalisat S.134-141
[2]A. Sierszyn, J. Albrecht: Bäretswil. Ein Heimatbuch. Hrsg. Pol. Gem. Bäretswil 2015, Pfarrer seit Reformation Kap.4n S.132
[3]Zürcher Oberländer. Nov. 1970, Feier zum Pfarreinsatz von Carl Vischer
[4]Wikipedia. Abruf 8.12.2021, Wilhelm Vischer
[5]Lea Chiapolini: Zürcher Oberländer. 24.2.2023, «Die 3. und 4. Generation», zum Film von Lukas Zünd
[6]A. Sierszyn, J. Albrecht: Bäretswil. Ein Heimatbuch. Hrsg. Pol. Gem. Bäretswil 2015, Stillstand Kap.4r S. 135

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