Schulwachten

In Bäretswil wie auch in den benachbarten Gemeinden des Zürcher Oberlandes ist die Bezeichnung «Aussenwacht» für die Weiler im täglichen Gebrauch. Präziser ist die Bezeichnung «Schulwacht» für die ehemaligen genossenschaftlich organisierten Schulgemeinden.

In der Helvetik (1798-1803) mussten sich die Gemeinden unter dem Diktat von Napoleon neu organisieren. Mit der Schulerhebung von Stapfer wollte man 1799 den Stand der Volksbildung erfassen und verbessern. In der Zeit der Regeneration wurde 1833 die Schulbildung erneuert und die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Nach den Musterplänen des Kantons wurden neue Schulhäuser gebaut und diese wurden der leichteren Erreichbarkeit wegen oft in der Mitte zwischen 2 oder mehreren Weilern platziert. So liegt das Schulhaus «Berg» zwischen Kleinbäretswil und Fehrenwaltsberg, «Tanne» zwischen Hinterburg, Rüeggenthal, Wirzwil, Rüetschwil und Dunkelwis.

Adetswil: Postgässli 1807, Sunnenbüel 1837, Stapfeten seit 1967
Adetswil: Postgässli 1807, Sunnenbüel 1837 (Bild), Stapfeten seit 1967
Wappenswil: Eichschür 1840-1960
Wappenswil: Eichschür 1840-1960
Bettswil, 1. Schulhaus (rechts), 1823, 2. Schulhaus 1859-1960
Bettswil, 1. Schulhaus (rechts), 1823, 2. Schulhaus (links) 1859-1960
Berg 1836-2001
Berg 1836-2001 (rechts Dächer von Kleinbäretswil)
Thal (Tanne, von Rüetschwil her), Mitte Flarz, rechts 2. Schulhaus  1852-2004  (1. Schulhaus 1811)
Thal (Tanne, von Rüetschwil her), Mitte Flarz, rechts 2. Schulhaus 1852-2004 (1. Schulhaus 1811)
Hof-Neuthal, Schür 1836-1972, ab 1988 Kindergarten.
Hof-Neuthal, Schür 1836-1972 (ab 1988 Kindergarten)

In Bäretswil bildeten sich so neben dem «Kirchdorf» die 6 Schulwachten Adetswil, Wappenswil, Bettswil, Berg, Thal und Hof, die neben der Schule auch eine eigene Feuerwehr, Wasserversorgung, Strassenbau, Wirtschaften, Bäckereien und einer Vielfalt von Vereinen unterhielten und somit weitgehend autonom waren. Mit der Vereinheitlichung des Schulwesens 1927 in Bäretswil verloren die Wachten zunehmend an Bedeutung und die 6 Schulhäuser wurden sukzessive geschlossen (Hof 1972 – Berg 2001 – Tanne 2004). Nur Adetswil behielt ein eigenes Schulhaus und im Maiwinkel entstand zwischen Bettswil und Wappenswil 1960 ein neues Schulhaus.
Dies hängt auch mit dem Bevölkerungsschwund in den Aussenwachten zusammen. Um 1800 lebte noch der Grossteil (75% !!) in den Aussenwachten (siehe auch die Schulerhebung von 1799). Seit dem Bauboom der 1960er Jahre konzentriert sich die Bevölkerung im zusammen gewachsenen Kirchdorf mit Adetswil

Literatur

1 - A. Sierszyn, J. Albrecht: Bäretswil. Ein Heimatbuch. Hrsg. Pol. Gem. Bäretswil 2015, Zivilgemeinden und Schulwachten Kap.7aa S.238f
2 - Julius Studer: Die Geschichte der Kirchgemeinde Bäretswil. Zürich 1870, Digitalisat S. 255ff

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