Wer in früheren Zeiten als Privatmann bauen wollte oder anderweitig Geld benötigte, borgte es sich von Gläubigern. Natürlich wurde das notarisch festgehalten und im Staatsarchiv des Kantons werden die Dokumente für die Nachwelt aufbewahrt. Einer der Geldgeber von Bäretswil war Hauptmann Hürlimann, wie der Fund in der ehemaligen alten Post mit dutzenden Pfandbriefen zeigt.
Der Schillingverein von Jakob Stutz, aus «Sieben Mal sieben Jahre», 1847
«Die Not der Zeit brachte mich auf den Gedanken, wenn ich da eine Gesellschaft von Hausvätern zusammen brächte, jeder wöchentlich nur 1 Schilling, nicht mehr und nicht minder, in eine gemeinsame Kasse legte, man aus diesem Geld für den häuslichen Bedarf in grösserem Quantum um bar einkaufte, welche Vorteile in mancher Beziehung das bieten dürfte. Oder auch als eine Art Leihbank, wo man dem einen und andern aus Verlegenheiten helfen könnte. Und drittens: Wenn sich dann die Leute bei mir oder einem andern Orte zur Leistung der Beiträge versammeln würden, dann käme die Gelegenheit wie von selbst, ihnen etwas zu lesen, sie mit einem Wort auch geistig zu unterhalten. Sogleich entwarf ich Statuten, schrieb eine freundliche Einladung dazu, nannte diese Gesellschaft Schillingverein und liess diese Schrift in der nächsten Umgebung zirkulieren.»[1]
Die Banken entstanden im 19. Jahrhundert zur Finanzierung von Grossprojekten. So wurde die Credit Suisse CS (früher SKA) 1856 von Alfred Escher zur Finanzierung der Gotthardbahn und die Guyerzeller Bank 1894 von Adolf Guyer-Zeller für den wagemutigen Bau der Jungfraubahn gegründet.
Die ZKB und der Bankvater Johann Jakob Keller von Fischenthal
Für Landwirtschafts- und Gewerbebetriebe war es im 19. Jahrhundert schwierig, tragbare Kredite zu erhalten und die Bevölkerung wollte ihre Ersparnisse gewinnbringend anlegen und benötigte Geld für Hypotheken. Sie fühlten sich von der Zürcher Machtelite um Alfred Escher nicht vertreten. Die Demokratische Bewegung um Salomon Bleuler forderte eine Reform der Demokratie mit Referendums- und Initiativrecht und die Gründung einer staatlichen Kantonalbank. Die «friedliche Revolution» von 1869 verschob die Macht im Kanton Zürich von den Liberalen um Escher zu den Demokraten und brachte eine neue Verfassung, die bis 2005 Bestand hatte.[2] Dass 1870 die Zürcher Kantonalbank gegründet werden konnte, ist weitgehend dem Einsatz und der Hartnäckigkeit des Fischenthaler Kantonsrats Johann Jakob Keller zu verdanken.[3] [4]
Die ZKB gliederte sich in Filialen, Agenturen und Einnehmereien. Typischerweise sparten die Leute ihr Geld in Sparschweinen und die Vereine in der Vereinskasse und brachten Ende des Jahres die Ersparnisse zur Bank. Dazu brachten sie ihr Sparheft mit, in dem Einlagen und Rückzüge mit Stempel und Unterschrift verwaltet wurden. So legte auch der Männerchor von Bäretswil sein Vermögen zwischen 1943-1972 in einem Sparheft an. In den 1970er Jahren wurden die Sparhefte durch die elektronische Datenerfassung abgelöst und 1997 führte die ZKB erste Funktionen für das E-Banking ein, das dann mit dem Beginn des 21. Jh. den rasanten Aufstieg erlebte.
1828 wurde in Bubikon durch die Gemeinnützige Gesellschaft die Ersparniskasse des Oberamtes Grüningen gegründet (heute Bank avera). [5]
vor 1903-1929 gabs in Bäretswil eine Einnehmerei.
1929 erhielt Bäretswil eine Nebenamtliche Agentur der ZKB an der damals noch jungen Bahnhofstrasse. Erster und langjähriger Leiter der ZKB war Jakob Heusser-Graf (bis 1959).
1959: Agentur unter Karl Wolfensberger (1959-1963), Arthur Egli (1963-1965), Paul Meier (1965-1989) und Stephan Reiser (1989-1992).
1970 wurde das Geschäftshaus an der Bahnhofstr. 16 nebenan gebaut und die ZKB zog ins neue Gebäude.[6]
1996: Filiale unter Daniel Kläsi (1993-2000).
2000: Service und Kontaktcenter unter Cornelia Weiss (2000-2004), Lilian Zwahlen (2004-2006), Marco Mastroianni (2006-2008), Françoise Berg (2008-2012) und Cornelia Weiss (2013-2017).
Am 8. Dez. 2017 wurde das Kontaktcenter geschlossen zugunsten der Geschäftsstellen Wetzikon und Bauma – wohl eine Folge des E-Bankings.
Das Ganze lief nicht ohne Dramatik: 1978 und 1993 gab es je einen Raubüberfall.
Die ZKB und der neue Generationenvertrag von Martin Scholl
Am Jubiläums-Ustertag, 190 Jahre Ustertag und 150 Jahre ZKB, der wegen Corona auf 2021 verschoben werden musste, forderte Martin Scholl, CEO der ZKB, einen neuen Generationenvertrag: “Wir müssen handeln, als wären wir betroffen wie unsere Kinder und Kindeskinder.”
Dies betrifft unsere 3 Hauptproblemfelder: die Altersvorsorge, der Zustand des Staatshaushaltes und der Klimawandel, alles Probleme, die unsere Jugend trifft und die wir nicht aufschieben dürfen, weil sie nicht mehrheitsfähig seien.[7] [8]
P. Bischofberger, 20.4.2021
Einzelnachweise
[1]Jakob Stutz: Sieben Mal sieben Jahre aus meinem Leben. Als Beitrag zu näherer Kenntnis des Volkes.. Henri Kunz, Pfäffikon ZH (Neuausgabe 1927) 1853-55, Die Jakobszelle und mein Einsiedlerleben, S.396
[2]Tobias Straumann: Zürcher Kantonalbank. 2020, Jubiläumsbuch1870-2020
[3]Susanne Sorg-Keller: Heimatspiegel, Monatsbeilage des ZO. Okt. 1990, Johann Jakob Keller, Bankvater aus Fischenthal
[4]Bettina Schnider: Zürcher Oberländer. 6. Sept. 2021, Monologtheater von Matthias Peter zu Bankvater Keller
[5]G. Strickler: Hundert Jahre Sparkasse des Bezirkes Hinwil 1828-1928. Aktienbuchdruckerei Wetzikon und Rüti 1928, Digitalisat (Auszug)
[6]A. Sierszyn, J. Albrecht: Bäretswil. Ein Heimatbuch. Hrsg. Pol. Gem. Bäretswil 2015, ZKB oder Raiffeisen? Kap.15h S.410
[7]Eduard Gautschi: Zürcher Oberländer. 22. Nov. 2021, Wir brauchen einen neuen Generationenvertrag
[8]Zürcher Oberländer. 22. Nov. 2021, Die Ustertag-Redner blicken in die Zukunft