Toni Gall, vom Sager zum Buchdrucker
Für den Vater Anton Gall-Jäger (*1897) war klar, dass sein Sohn Anton (Toni) Gall (1929 – 1988) dereinst die Sägerei an der Kreuzstrasse in Bussenthal übernehmen würde. Allzugern hätte Toni einen anderen Beruf erlernt, aber so blieb ihm nichts anderes übrig, als in die Fussstapfen des Vaters zu treten. Nebenbei richtete er sich aber in seiner Freizeit im Untergeschoss ihres Wohnhauses eine kleine Handdruckerei ein. Sein Interesse galt kunstvollen Drucksätzen. Mit diesen gestaltete er gediegene Menükarten für Hotels. Nach dem Tod des Vaters verkaufte er die Sägerei an seinen Nachbarn Wilhelm Küng-Lattmann (*1885, Gemeindeammann), verdiente sein Brot zeitweise als Vertreter von Bodenbelägen. Er wechselte seinen Wohnsitz in den nahegelegenen Weiler Ringwil. Für seine Wein Degustationen, die er unter anderem im Skibeizli Steig durchführte, lud er natürlich mit seinen selbst gefertigten Weinkarten ein.
1977 verheiratete er sich mit der 1937 in St. Gallen geborenen und aufgewachsenen Cosette Claude, die zur Zeit in Bütschwil als Lehrerin wirkte. Gemeinsam zogen sie nach Lichtensteig, wo sie nahe der Lorette Kapelle ein Haus erwerben konnten. Toni Gall richtete nun seine Druckerei Werkstatt in der ehemaligen Metzgerei Müller an der Hauptgasse von Lichtensteig ein. Schnell konnte er sich mit seinen wunderbaren Lettern und Ornamenten, seiner Perfektion und Begeisterung einen Namen machen. Mit einem Glas Roten und einer exquisiten Zigarre war Toni auch für das Städtchen prägend. Als 1984 ein Hausbrand seine Werkstatt zerstörte und das Gebäude zwecks Renovation komplett ausgehöhlt wurde, zügelte Gall mit seiner Druckerei ins ehemalige «Schmalzhaus» an der Hintergasse 9.
Die Gall’sche Offizin
Die Zeit erwies sich führ ihn günstig. Da die Druckereien begannen, auf Offset-Druck umzustellen, konnte er für wenig Geld alte und kunstvolle Bleisätze erwerben.1988 starb Toni Gall an Leukämie. Einige Jahre später übernahm die Toggenburger Druckerei den Nachlass. An der Hintergasse von Lichtensteig wurde aus dem Inventar seiner Werkstatt nun das Handsatz- und Druckmuseum eingerichtet, die «Gall’sche Offizin». Es ist zu einem lebenden Museum geworden. «Gott grüss die Kunst». Mit diesem Buchdrucker Gruss werden die Besucherinnen und Besucher begrüsst. Auch heute noch werden dort mit den alten Bleisätzen und Ornamenten und der alten Handpressdruckerei Karten, Schriftstücke und Privatanzeigen gedruckt. Das Museum wird von Urs Castelberg, einem pensionierten Druckfachmann betreut.[1]
Einzelnachweise
[1]Toggenburg Medien AG: Prospekt Handsatz- und Druckmuseum Anton Gall. ca 2010, Gallsche Offizin