Am Anfang war das Wort[1].
Der Urknall
Der Kosmos entstand mit dem Urknall vor ca 13.8 Milliarden Jahren[2], aber ein paar Millionen Jahre mehr oder weniger spielen da keine Rolle. Da gab es weder unser Sonnensystem noch die Erde noch Bäretswil.
Joseph Haydn hat 1796 in der «Schöpfung» das «Es werde Licht – und es ward Licht» in wunderbarer Weise mit einem Paukenschlag komponiert, der durch Mark und Bein geht.
The Blue Planet
Etwas jünger ist unsere Erde, nämlich ca. 4.6 Milliarden Jahre. Und seit den Griechen (beispielsweise Aristoteles und Aristarchos von Samos) fragen sich Theologen, Philosophen und Astronomen, ob sich die Sonne um die Erde oder die Erde um die Sonne drehe. Da der Heerführer Josua in der Bibel (Josua 10, 12-14) der Sonne befehlen konnte, stillzustehen, muss nach wörtlicher Auslegung der Bibel (siehe Heidegger) ersteres der Fall sein – und das hätte Galileo Galilei 1616 beinahe den Kopf gekostet. 1992 – kurz nach dem Bau der katholischen Kirche 1990 in Bäretswil – hat Rom Galilei rehabilitiert und seither dreht sich die Erde nun offiziell um die Sonne.
Die Schöpfung
Der Schöpfungsteppich von Girona in Spanien ist ein Juwel aus dem 11. Jahrhundert. Er stellt die Schöpfung gemäss der Genesis dar. Der Kreis steht in der Ikonographie für das Göttliche, das Quadrat für die Welt. In der Mitte der Schöpfergott, der Pantokreator, im Kreis mit der Aufschrift:
DIXIT QUOQUE D(EU)S FIAT LUX ET FACTA E(ST) LUX
Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht. (1. Mose 1:3)
Rundherum die Werke seiner Schöpfung, die Trennung von Wasser und Land, die Tiere des Meeres und die Vögel des Himmels, die Benennung der Tiere durch Adam (2:20) und wunderbar die Erschaffung Evas aus der Rippe Adams (2:21).
Eingebettet ist das Geschehen in ein Quadrat mit den vier Winden aus den vier Himmelsrichtungen, die das Wasser heranblasen für die vier Flüsse der Genesis (2:10).
Der Teppich lässt uns träumen von der kulturellen Blütezeit Spaniens von 800-1400, wo Heiden, Juden, Christen und Islam in Städten wie Cordoba, Granada, Toledo und Girona friedlich nebeneinander lebten.
Als Hansueli Etter, Gründungspräsident des VEHI, Anthropologe und Psychologe nach C. G. Jung, 1982 seine Reise von Rüeggenthal nach Girona machte, war er vom Teppich so fasziniert, dass er ihn in einem Buch beschrieb und deutete.[3] [4]
Auch Bäretswil, das Wasserschloss des Kantons[5], ist ringsum von Bächen umgeben, so der Aabach, die Luppme, der Wissenbach und der grenzbildende Leebach bei Kleinbäretswil. Letzterer entscheidet sich auf der Wasserscheide Gibswil dann doch für die Töss und nicht für die Jona, sodass sich die Bäretswiler Wasser aller vier Richtungen noch innerhalb des Kantons bei Glattfelden im Rhein wieder vereinen.
Der Homo sapiens
Den Homo sapiens gibt es seit gut 300‘000 Jahren. Das ist sehr wenig im Vergleich zu den Dinosauriern, die es schon vor 100 Mio Jahren gab. Und ob dieser Homo wirklich weise ist, muss er in naher Zukunft erst noch beweisen, indem er die Probleme, die er geschaffen hat, auch löst. [6] [7]
Die Erde nicht mehr im Zentrum der Welt – der Mensch nicht mehr der Herr der Schöpfung. Dann der KO-Schlag: seit 1900 ist mit der «Traumdeutung» von Freud der Mensch nicht einmal mehr Herr im eigenen Haus, sondern gesteuert von Ängsten, Begierden und Traumata.
Zu: Adam, wie Gott ihn schuf (Zensur, die Ablösung der Urteilsfähigkeit des Menschen durch künstliche Intelligenz?)
Der Linthgletscher
Während sich in Afrika der Homo sapiens ausbreitet, breitet sich bei uns der Linthgletscher aus (Riss-Kaltzeit[8] von 300‘000 bis 130‘000, grösste Vergletscherung in der Schweiz und Würm-Kaltzeit[9] von 115‘000 bis 10‘000). Während die Riss-Kaltzeit die ganze Schweiz vereiste, ragte in der Würm-Kaltzeit der Allmen meistens über den Gletscher hinaus.
Eine Computer-Simulation von Forschern an der ETH von 2018 zeigt in einem 2-min Video den Verlauf der Vergletscherung in der letzten „Eiszeit“, der Würm-Kaltzeit. Siehe auch Noah und die Sintflut[10].
Die Kiesgrube im Schürli Bäretswil lag in der letzten Kaltzeit am Rande des Linthgletschers. Man findet dort bis ca. 10 m Tiefe verschiedene Kies-Schichten der letzten (Würm) Kaltzeit, darunter die ca. 10 m dicke Schicht Schotter der vorletzten (Riss) Kaltzeit.[11]
Man rechnet damit, dass der Kiesvorrat im Schürli bis ca. 2030 reicht. Damit haben wir in etwa 100 Jahren den Kiesvorrat abgebaut, den der Linthgletscher in etwa 300‘000 Jahren aufgebaut hat.
Gallus und die Alemannen
Die irischen Mönche Gallus und Abt Columban gelangten auf ihrer Missionsreise nach Tuggen am oberen Zürichsee, wo sie gedachten, ein Kloster zu bauen. Doch nach dem Niederbrennen von heidnischen Heiligtümern musste die Gruppe 611 Tuggen fluchtartig verlassen. Wohl auf der Römerstrasse durch Kempten und Oberwinterthur[12] gelangten die Mönche an den Bodensee. Im Wald des späteren St. Gallen errichtete Gallus eine Klause, aus der das Kloster St. Gallen entstand.
Im 3. Jahrhundert dürften im Raum Adetswil bereits römische Gutsbetriebe gestanden haben. Gegen Ende des 7. Jahrhunderts erreichte die 3. Siedlungswelle der Alemannen die Gegend von Bäretswil. Und schon bald darauf, anno 741, finden wir erstmals den Namen Berolfeswilari im Zusammenhang mit einer Schenkung der Adligen Alemannin Beata an das Kloster St. Gallen, die sich damit ihr Seelenheil sichern will.[13]
Die Täuferhöhle
Gemäss Wikipedia-Eintrag zur Täuferhöhle hat sich das Schmelzwasser des Linthgletschers Wege durch Risse des Allmen gebahnt und ist bei der Täuferhöhle als Felsquelle an die Oberfläche gedrungen. Und wie der Aabach in dieser Felsquelle den Ursprung fand, liegt auch der Ursprung der Wiedertäufer in dieser Höhle.[14]
Bäretswil, Babylon und die Genesis
Der Ursprung unserer Kultur liegt im Zweistromland Mesopotamien, dem heutigen Irak.[15] Bekannt ist uns das Land zwischen Euphrat und Tigris aus der Bibel durch die Genesis (2:14), durch den «Turmbau zu Babel» und die «babylonische Gefangenschaft» des israelitischen Volkes.[16] In der Zeit des Exils von 597-539 v. Chr. lernte die Oberschicht von Judäa das Weltbild und die Mythen der babylonischen Hochkultur kennen und nahm sie in die Bibel auf, insbesondere die Schöpfungsgeschichte in der Genesis. Aber nicht alle akzeptieren die historisch-kritische Textanalyse, so z.B. der Theologe und Professor für Hebräisch Johann-Heinrich Heidegger aus Bäretswil.
Im Irakkrieg durch die USA und Verbündete im Jahr 2003 und in der späteren Ausweitung des Islamischen Staates IS wurde eine unvorstellbare und unschätzbare Menge an Jahrtausende alten Kulturgütern zerstört – vieles aus religiösem Eifer wie schon beim Bildersturm während der Reformation vor 500 Jahren.
Die Zerrissenheit des Landes und die menschlichen Probleme werden exzellent und tief berührend im Schweizer Film „Baghdad in My Shadow“ von Regisseur Samir 2019 dargestellt. Die Tabubrüche Ehescheidung, Homosexualität und Atheismus greifen ungezwungen ineinander über und zeigen die Folgen von religiöser Verblendung, Fundamentalismus und Intoleranz.[17]
Von Bäretswil bis Istanbul
Istanbul, das einstige Konstantinopel und Hauptstadt des (ost)römischen Reiches, wurde 1453 von den Osmanen erobert. Die geistige Elite der Stadt floh vor den islamischen Eroberern in den Westen und brachte dort einen Aufschwung der Wissenschaft und Kunst. Es war ein bedeutender Anstoss für die Entwicklungen in der Renaissance.
Auch 400 Jahre später war die Faszination von Istanbul so gross, dass Adolf Guyer-Zeller von einer Eisenbahnlinie von Bäretswil – über ein paar Zwischenstationen – nach Istanbul träumte. Seinen Traum konnte er nicht erfüllen, aber es gelang ihm immerhin, mit der UeBB eine Bahn bis Uerikon am Zürichsee und mit der Jungfraubahn eine Bahn durch die Eiger Nordwand auf das Jungfraujoch zu bauen.[18]
Bäretswil im Holozän
In der Zwischenzeit (interglazial) sind wir in der Warmzeit des Holozän angelangt, und das bereitet nicht nur der Klimajugend Sorgen. Im Schürli, am Rande des Linthgletschers, wo der Gletscher sein Geröll ablagerte[19], konnte man in der Eiszeit noch Schlittschuhlaufen. (Ja richtig, das ist ein Anachronismus. Vor 100‘000 Jahren gab es im Schürli noch keine Menschen, Eisen für Kufen konnte man frühestens ab 800 v. Chr. herstellen und das Schlittschuhlaufen wurde erst im 18. Jahrhundert populär.)
Um der Jugend die Möglichkeit zur sportlichen Betätigung zu geben, wurde 1995 im Schürli mit dem Bau einer Eishalle begonnen. Und nachdem Bäretswil gute 30 Jahre ohne «Bären» leben musste (Abbruch 1970), gibt es dort nun wenigstens ein Restaurant «Eisbär».
P. Bischofberger, 9.10.2021
Einzelnachweise
[1]Joh 1,1: Neues Testament.
[2]Wikipedia. , Urknall
[3]Etter, Hansueli F: Der Schöpfungsteppich von Girona: Ein hochmittelalterliches Gottesbild aus dem christlichen Spanien. Seine Bedeutung in unserer Zeit (Jungiana). Verlag Stiftung für Jung'sche Psychologie, Küsnacht 1989, ISBN 10: 3908116503
[4]Hansueli F. Etter: The Creation Tapestry of Girona (Spain) from around 1100. When Paganism, Judaism, Christianity and Islam were United. Chiron Publications, Asheville, North Carolina 2020, ISBN 978-1-63051-784-7
[5]A. Sierszyn, J. Albrecht: Bäretswil. Ein Heimatbuch. Hrsg. Pol. Gem. Bäretswil 2015, Aus der Geschichte unserer Landschaft Kap.16, 447f, 460ff
[6]Wikipedia. , Homo sapiens
[7]Papst Franziskus: Laudato si'. 24. Mai 2015, Umweltenzyklika
[8]Wikipedia. , Riss-Kaltzeit
[9]Wikipedia. , Würm-Kaltzeit
[10]Wikipedia. Die Episode «Noah und die Sintflut» aus der Serie «Grosse Mythen aufgedeckt» des ZDF von 2021 kommt zum Schluss, dass diese mythischen Überschwemmungen durch das Schmelzen der Gletscher vor 8‘000 Jahren entstanden. In der Kaltzeit vor 20‘000 Jahren lag der Meeresspiegel noch 120m tiefer als heute. Durch das vollständige Abschmelzen der Polkappen würde er um weitere 65m steigen!!! Abruf 18.11.2021, Meeresspiegelanstieg seit 1850
[11]Schmid, Cortesi: Heimatspiegel, Monatsbeilage des ZO. Juli 1989, Wir haben kein Erdöl, aber wir haben Kies
[12]Werner Bosshard: Heimatspiegel, Monatsbeilage des ZO. Okt. 2021, Verkehrswege zur Römerzeit im Zürcher Oberland
[13]A. Sierszyn, J. Albrecht: Bäretswil. Ein Heimatbuch. Hrsg. Pol. Gem. Bäretswil 2015, Gründung alemannischer Weiler und Höfe, Kap.1j S.22
[14]Richard Ehrensperger, Willy Zweifel (pers. Mitteilung): Wikipedia. 26.09.2021, abger. am 09.10.2021, Täuferhöhle
[15]Wikipedia. , Mesopotamien
[16]Wikipedia. , Babylonisches Exil
[17]Christoph Egger: Neue Zürcher Zeitung. 27.11.2019, «Baghdad in My Shadow» ist Samirs schönste Liebeserklärung an seine alte Heimat
[18]Wikipedia. , Istanbul
[19]Schmid, Cortesi: Heimatspiegel, Monatsbeilage des ZO. Juli 1989, Wir haben kein Erdöl, aber wir haben Kies