Stapfer Schulerhebung 1799

Dem Ancien Régime fehlte die Einsicht in die Wichtigkeit der Jugend- und Volksbildung für den Staat, trotz der Aufklärung und namhafter Pädagogen wie Rousseau und Pestalozzi. Dies änderte sich mit Beginn der Helvetischen Republik 1798 und seinem Erziehungsminister Philipp Albert Stapfer.
Stapfer (1766 – 1840) war Theologie, geprägt von der Aufklärung und mit hohen ethischen Grundsätzen, beseelt von der Idee, die Bevölkerung zu bilden und sie zu mündigen und gleichberechtigten Bürgern zu machen. 1799 führte er eine gesamt-schweizerische Schulerhebung durch, was einzigartig blieb, da mit dem Ende der Helvetischen Republik 1803 die Bildung kantonalisiert wurde.

Auch in Bäretswil und seinen 6 Schulwachten (je ein “Schulbezirk”) wurde die Erhebung durchgeführt. Interessant sind die Fragen, die gestellt wurden, z.B.

  • Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.
  • Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
  • Was wird in der Schule gelehrt?
  • Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?
  • Schullehrer. Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?
  • Lehrer. Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?
  • Lehrer. Woher fließen seine Einkünfte?
  • Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?
  • Schulhaus. Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude? Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
  • Einkommen des Schullehrers: An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.
Karte mit den Schulhäusern von 1799 in Bäretswil und den Aussenwachten Adetswil, Wappenswil, Bettswil, Fehrenwaltsberg, Tanne und Müdsbach.

Die Schulen (Schulkinder im Winter, Knaben/Mädchen):

  • Bärretschweil (Schul Kinder sind überal 205. 5. darzu gerechnet die Rebetier Schul. alle Montag. Vormittag Knaben. 44. nach mit Tag Die Mädchen 52)
  • Adentschweil (Repetier Schüller Knaben 41. Mädchen 50. Alltag Schüller Knaben 53. Mädchen 43.)
  • Wappenschwyl (Knaben 77. Mädchen 83.)
  • Betschweil (Häuser 41 Kinder 62, Nach sind ohngefehr. 25. Schul-fähige Kinder, so die Schul Nicht Besuch)
  • bey Der Tanen (Knaben so Die Winterschule besuchen, im der Repetier und altag Schul 70. Mädchen 77.)
  • Ferenwaltensperg (Jm Winter sind Kinder in der Schuhl 29. Knaben 15. Und 4 Töchteren 14, Die in die schuhl gehen, Jn der Rebendier schuhl im Winter Wochentlich ein Tag sind knaben 25 Töchteren 17.)
  • Hof bey Müthspach (Repedier Schuller Knaben 18. Töchteren 21. Altag Suler Knäbli 21. Töchterli 19.)

… und dann noch die Schlussbemerkung des Schulmeisters Hs Jacob Brunr von Betschweil:

Sommerschul ist Bis anhin Keine gewessen, Ohn geacht Sich Etliche Haus-Vätter dringent darum Beworben, Welches doch zum grösten Schaden gereichen mus, in dem Sie die Kleineren Kinder, Winters zeit Wenig Oder gar Nicht Schicken Können, und Wan sie gröser sind, selbige Wegen Arbeit Nicht mehr manglen Könen, auch Was Sie, des Winters Gelehrnt, auf solche Weis durch den sommer Widerum vergessen
Noch ist zu Bemerken, das die Vier Vor gemelten BenachBarten Schulen, alle in der gleichen Gemeind, und AgentSchafft ligen, und allso die Schul Betschweil der mitelPunct, in unserer Gemeinde ist.

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