Paul Meier als Neulehrer in Wappenswil, 1903 – 1907
Lehrpersonen konnten nach ihrer Ausbildung im Lehrerseminar Küsnacht ihre Stelle nicht selber wählen. Die Erziehungsdirektion, wie sie damals noch hiess, verfügte über deren Ersteinsatz. Dies waren meist kleine, abgelegene Schulen mit tiefer Besoldung, die für Junglehrer oft nicht als attraktiv und wie als Verbannungsort betrachtet wurden. Als schlimmste Strafversetzung wurde die Strahlegg betrachtet, wo Otto Schaufelberger in den frühen 1920er Jahren unterrichtete. Aber wie für Schaufelberger, der dort am Schnebelhorn seine künftige Frau kennen lernte, erwies sich der Ort für viele im Nachhinein als Glücksfall und als unschätzbare Horizont-Erweiterung. Und so erging es auch Meier, der in Wappenswil Ort und Leute schätzen und lieben lernte.

Meiers Erinnerungen an die Jahre im «Bergdorf»
Meier unterrichtete im Schulhaus Wappenswil am Kreuzweggis, das 1840 eingeweiht und bis 1960 genutzt wurde. 1903 hatte Wappenswil 140 Einwohner und 38 Schüler, die in der Achtklassenschule geführt wurden. Schulpflegepräsident war Pfr. Wolf, Gemeindepräsident Jakob Fischer und die UeBB war eben eingeweiht worden.
Da Meier unverheiratet war, stand ihm die Lehrerwohnung im oberen Stock nicht zu. Er wohnte bei der Familie Graf im Maiwinkelgis, deren Vorfahren das Heimwesen schon seit 1356 bewirtschafteten.[1] Meier beschreibt viel Lokalkolorit zu Personen, die etlichen Wappenswilern auch heute noch bekannt sind. Von ihnen erfahrt er über Heilmittel, Aberglaube, Bauernregeln und Bräuche, die zum Alltag gehören und ihn beleben. Er gründet einen Männerchor mit 24 Sängern, was fast die Hälfte der Wappenswiler Männer ausmacht. Mit dem Schreinermeister Fischer bauen sie eine Bühne für ihre Theateraufführungen. Mit seinen Schülern lernt er die Bräuche des «Liechtere», der «Nidlete», vom «Anstand» und vom «Haus» kennen.
Nach den 4 Jahren Wappenswil zog es Meier zum Zürichsee nach Stäfa, wo er bis zu seiner Pensionierung als Lehrer wirkte. Und warum blieb er nicht in Wappenswil, wo er ein so erfülltes Leben führte? Es sei schwierig, eine Frau zu finden, die bereit sei, so abgelegen zu wohnen. Und mit 38 Schülern sei seine Klasse einfach zu klein!
Pius Bischofberger, Sept. 2025
Einzelnachweise
[1]A. Sierszyn: vgl. Familie Graf von Bäretswil. 1. Dez. 2023, Chronik Bäretswil