Otto Kunz (* 29.4.1887 in Wald ZH, † 8.2.1952 in Biel) wurde in Wald geboren. Nach dem Besuch des Lehrerseminars Küsnacht unterrichtete er an mehreren Klein- und Kleinstschulen, bevor er in Bern Bundeshauskorrespondent und Gewerkschaftssekretär im Textilsektor wurde. Anschliessend war er als Redaktor in Arbon, Luzern und Biel tätig.
Kunz war ein unermüdlicher Kämpfer für Gerechtigkeit und engagierte sich stark in der sozialdemokratischen Partei.
Beim Staatsbesuch des österreichischen Bundespräsidenten Franz Jonas 1969 legte dieser zusammen mit dem schweizerischen Bundespräsidenten Nello Celio einen Kranz am Grab von Otto Kunz in Wettingen nieder, dies als Dank Österreichs für die Hilfe, die Kunz für Verfolgte und Notleidende durch das Nazi-Regime geleistet hatte.
Im Zürcher Oberland kennt man Otto Kunz als Autor von «Barbara, die Feinweberin»[1].
Der feine Unterschied
Otto Kunz war zwar an anderen Büchern massgebend beteiligt (speziell über Felix Fechenbach, der als erster Journalist 1933 von den Nazi ermordet wurde), hat aber selbst nur das eine Buch geschrieben:
Barbara, die Feinweberin.
Im Vorwort, verfasst von seinem Freund, SP-Nationalrat und Arbeiterführer Robert Grimm (* 1881 in Wald, † 1958 in Bern), steht in der Version der Unionsdruckerei Luzern 1942:
«Unter den Menschen, die er liebt und schildert, räumt er seiner Mutter, einer tapferen Frau, den Ehrenplatz ein.»
In der späteren Version Genossenschafts-Buchhandlung Wintertur von 1944 heisst es:
«… räumt er einer Mutter …»
Für die Autoren des Nachrufs von Otto Kunz (Hrsg. Rudolf Roth, Biel 1953) ist es selbstverständlich, dass «Barbara» autobiographisch ist.[2]
Höchst wahrscheinlich wollte Otto Kunz nicht offenlegen, dass Barbara seine Mutter war. Die Verbindung im Vorwort von Robert Grimm kann wohl als Lapsus angesehen werden, der in späteren Publikationen korrigiert wurde. Im Nachwort zu Barbara spricht Otto Kunz von «… einer tapferen Frau und Mutter aus dem Volk …». Er legt zwar offen, dass sich der erste Teil des Buches in Bäretswil abspielt und der zweite in Wald. Die Orte des 3. und 4. Teils aber gibt er aus Rücksicht auf noch lebende Personen nicht preis. Im Nachwortes spricht Kunz auch von einem «85-jährigen Onkel des Verfassers», der ihm von Barbara erzählen konnte. Dankt er in der ersten Version dem «Onkel X. Y.», so ist es in der 2.Auflage von 1944 «Onkel Jakob Egli» (* 1860). Und so ist es auch:
Barbara ist Barbara Kunz (* 1856), geborene Egli, vom Oberdorf Bäretswil, die Mutter von Otto Kunz.[3]
Sie ist das älteste Kind von Anebab und Hansheiri Egli, die insgesamt 5 Mädchen und 4 Buben hatten.
Barbara Egli (* 1856) heiratete 1878 den gleichaltrigen Hans Kunz (“Schang”)[4]. Insgesamt hatten sie 7 Kinder, Lydia (1878) gefolgt von 6 Knaben. Otto Kunz (* 1887) selbst ist in dieser Biographie «Fritz», der «Zweitjüngste», wie er sich oft nennt. Ihm stand als einzigem eine höhere Bildung offen (Lehrerseminar). Dem Verhältnis zu seinem Vater widmet er das Kap. 57.
Otto Kunz (1887-1952), ein Kämpfer für Gerechtigkeit und Würde
Otto Kunz wurde am 29.4.1887 als Zweitjüngstes von 7 Kindern in Wald ZH geboren, wo er auch heimatberechtigt war. Seine Eltern waren Johann Kunz und Barbara geb. Egli.
Für Fritz, den Zweitjüngsten [Anm: Otto Kunz], hatte Vater Küng im Verein mit dem Sekundarlehrer erst eine Stelle bei der Volksbank in Aussicht genommen. Zum Zahlenbeigen und für Zinsrechnungen empfand der aber nicht das kleinste bisschen Liebe. Feinmechaniker möchte er werden, bat er; das «Chlütteren» habe ihm doch immer so gefallen. Vater Küngs Stolz auf die guten Zeugnisse seines Paradebuben wollte aber höher hinaus mit dem heiteren, lebhaften Knirps. Ohne ihn selber zu fragen, steckte man ihn in eine Mittelschule [Anm: wohl Lehrerseminar Küsnacht], weitab von Langendorf [Anm: wahrscheinlich Uster], wo er vier Jahre lang mit dem Heimweh nach seiner Mutter und nach dem Ort seiner Jugend zu kämpfen hatte. All denen, die glaubten, sie hätten es mit ihm doch so gut gemeint, bewies er durch sein weltverlorenes Tun, dass die Sechser im Zeugnis einer dritten Sekundarschulklasse noch kein Beweis sind, sie würden sich nun durch den Willen von Eltern und Lehrern wie der Spinatsamen säen und Jahr um Jahr ernten lassen. (Kap. 56)
1907-1918 unterrichtete Kunz an verschieden Orten im Kanton, in Hirzel (Spitzen), Regensdorf, Langwiesen und Kohlwies. Da der Lohn damals stark von der Ortsgrösse abhing, blieben ihm als Junglehrer nur kleine Schulen zur Wahl, wie Kohlwies weit hinter Wila im Steinenbach Tobel. Dabei eckte er gelegentlich auch an[5] [6] [7].
1918-1925 war er Textilarbeitersekretär in Winterthur und Bern sowie Bundeskorrespondent.
Anschliessend war Kunz 26 Jahre lang bis zu seinem frühen Tod mit 65 Redaktor und er liebte seinen Beruf[8]:
1926 – 34 bei der «Thurgauer Arbeiterzeitung» in Arbon
1935 – 44 bei der «Freien Innerschweiz» in Luzern
1944 – 52 bei der «Seeländer Volksstimme» in Biel
Daneben engagierte sich Kunz als Kantons- und Gemeinderat und besonders in der sozialdemokratischen Partei.[9]
Während seiner Tätigkeit in Arbon war er wesentlich an der Aufarbeitung und Publikation der Ermordung von Felix Fechenbach beteiligt. Fechenbach hatte in Deutschland gegen das Nazi-Regime und für die Meinungsfreiheit gekämpft und wurde als einer der ersten ins Konzentrationslager Dachau verschleppt und 1933 ermordet.[10]
In Biel setzte er sich in der Nachkriegszeit für die notleidende Bevölkerung des Arbeiterbezirks Floridsdorf von Wien ein und organisierte für die Kinder Erholungsferien bei Gastfamilien von Biel.[11]
Otto Kunz war mit Anna geb. Müdespacher verheiratet, hatte zwei Töchter und wurde am Wohnort der älteren in Wettingen beerdigt.[12]
Sein Leben war geprägt von Sendungsbewusstsein, von hohen Idealen und von seinem Einsatz für Notleidende.
Das ganze Dutzend dieser täglichen Züge leichenblasser Menschen erzählte ihm immer wieder dieselbe Geschichte: die Leidensgeschichte der Textilarbeiter. Wie liesse sich diesen Menschen seines eigenen Blutes helfen? – Hier empfand er eine Pflicht und einen unwiderstehlichen Zug des Herzens.
…
Dieser Bub wollte und konnte nicht als braver, zufriedener Bürger durchs Leben gehen und als folgsamer Staatsangestellter Karriere machen. Er war von einem Geist getrieben, der sich im Kampf der Wiedertäufer, der Neutäufer, der Maschinenstürmer und anderer Revoluzzer schon so oft geoffenbart hatte und der so viele Oberländer draussen in der Welt Künder einer neuen sozialen Ordnung werden liess. (Kap. 57).
Der Versuch, zu verstehen und verpasste Chancen
«Barbara starb anders, als ihr Leben erwarten liess. Niemand, der sie gekannt, wollte es verstehen.» (Kap. 63) Und am wenigsten wohl konnte es Otto Kunz verstehen. Sein Buch kann als Versuch betrachtet werden, dies und vieles mehr zu verarbeiten. Ihr Tod wurde Kunz Mahnung und Programm: «Barbaras Leben und ihr Tod sind eine Mahnung: Es soll nimmer so schwer werden. Die sozialen Umstände …»
- Es begann schon bei seinem Grossvater «Hansheiri». Wohl seine ganze Umgebung sah dessen verhängnisvollen Einsatz für seine Schwester «Anemarei», und doch konnte er sich von ihr, die ihn schamlos ausnützte, nicht loslösen, obwohl es für ihn in der Weberei und beim Eisenbahnbau gute Chancen gegeben hätte.(Kap. 24)
- Die Eltern von Barbara (Anebäbeli und Hansheiri) verboten ihr, das Stipendium von Guyer-Zeller für eine Ausbildung zur Sängerin anzunehmen.(Kap. 23) (vgl. Adolf Guyer-Zeller)
- Die Arbeiter von Bäretswil und Wald stellten sich gegen die Reduktion der Arbeitszeit, so sehr sie darunter litten.
«1870 noch verwarf das Zürcher Volk mit Hilfe der Oberländer Textilarbeiter ein kantonales Fabrikgesetz, das den Zwölfstundentag hätte bringen sollen, mit 26’981 zum Teil leidenschaftlichen Nein, gegen 18’289 Ja. Hunde, Katzen, Esel, Kälber und Kühe fanden gesetzlichen Schutz; Frauen und Kinder aber standen in ihrer Arbeitsnot schutzlos dem Egoismus und dem Unverstand der Männer gegenüber» (Kap. 12). - In seiner politischen Arbeit kämpfte Kunz für die Einführung des Proporz in der Hoffnung, die Arbeiter würden sich dann für ihre Belange einsetzen. Zum 40-Jahr Jubiläum der Arbeiterbewegung 1909-1949 schrieb er:
Ich komme mir heute stark ernüchtert vor, wenn ich an die Resultate der Proporzwahlen denke, für die wir damals doch als der großen Lösung schwärmten, im Glauben, jetzt werden die Arbeiter dann richtig denken und ihre Stimmkraft werde sich ganz und voll für die Arbeitersache auswirken.[13] - … und es tat ihm weh, zu sehen, wie das immer noch gedrückte, in bescheidensten Verhältnissen lebende Textilervölklein die gewerkschaftlichen Reihen verließ und lieber die paar Wochenbeiträge einsparte, als sich geschlossen zur Wehr zu setzen.[14]
- Es ist die Unbelehrbarkeit, die Sturheit und der falsche Stolz der «starken» Männer Hansheiri und Schang, die das Schiff zum Sinken bringen, was auch die tapferen und duldsamen, die ahnenden und mahnenden Frauen Anebäb und Barbara mit ihrer aufopfernden Liebe nicht verhindern können. Ein Übel, das sich von Generation zu Generation fortpflanzt – eine Tragik im klassisch-griechischen Sinn, die auch Jakob Stutz mit seinen aufklärerischen Appellen wie «Der Brand von Uster oder: die Folgen verabsäumter Volksaufklärung» nicht durchbrechen konnte.
Otto Kunz und die Kirche
Dem Thema widmet Kunz in «Barbara» das Kap. 54 «Schangs und Barbaras Sonntag»:
Barbara fand, es sei sehr einfach, den rechten Weg zu finden; die innere Stimme sei ein zuverlässiger Kompass. Barbara ging sonst kaum je in die Kirche, als zum letzten Gang allernächster Angehöriger. Sie suchte keinen Vermittler zwischen sich und Gott; sie mied in Fragen des Glaubens pfarrherrliche Kommentare …
Dies ist sicher die Sicht von Otto Kunz. Ob es auch die Sicht von Barbara war, lässt sich nicht beurteilen. Der Tod von Barbara muss für alle ein Schock gewesen sein, war von der Kirche verurteilt und hat das Verhältnis von Kunz zur Kirche wohl nachhaltig verschüttet.[15]
Bis zur Helvetik 1798, als das Zürcher Oberland noch Untertanengebiet der Stadt war, entstammten die Pfarrer ausschliesslich der städtischen Aristokratie und hatten der Stadt Rechenschaft über das sittliche Verhalten in ihren Pfarreien zu geben. Dies war auch im 19. Jh. noch so und das Dorfregime des «allmächtigen und greisen» Pfarrer Waser mit seinem Nachtwächter und Leichenbitter wurde als «streng und eng» empfunden (Kap. 8/9).
Später, als es um die Ausbildung der Kinder Barbaras in der Sekundarschule ging, kam es zum Konflikt mit Pfarrer Leu (S. 137):
Er beharrte als Vertreter alter, manchesterlicher Ideen, als freisinniger Pfarrer, der auch politisch und sozial ganz partei- und klassenmässig ausgerichtet war, auf seinem Standpunkt: Fabriklerbuben gehören in die siebente und achte Klasse; die Fabrikherren brauchen Aufstecker, Ansetzer, Spinner, Schlichter und Weber.
Lydia, die körperlich schwächliche ältere Tochter, hatte sich mit Mut und Entschlossenheit gegen den Pfarrer gestellt und so durchgesetzt, dass die jüngsten drei Brüder, Noldi, Fritz (Otto Kunz) und Dölfi die Sekundarschule besuchen konnten.
Doch um einen Punkt scheint Kunz die Kirche doch beneidet zu haben.
Als Redaktor in Arbon schreibt er 1928/29 in der «Roten Revue» einen Artikel «Mehr und bessere Kulturveranstaltungen!» und fordert für seine Partei mehr Gefühlsleben:
Wir haben heute noch ganze Schichten unorganisierter Arbeiter und besonders Arbeiterinnen, an die man mit der «Aufklärung» gar nicht herankommt. Denn: Primär müsste man sie beim Gefühlsleben erfassen und da erreichen wir sie nicht, ja stoßen sie ab. Ein ehemaliger Textilarbeitersekretär wird das nie vergessen können. Wir taten nicht gut, vor lauter Appell ans Materielle, vor lauter verstandesmäßigem Gewerkschafts- und Wahlparteibetrieb die Gefühlskultur zu vernachlässigen … Ein Blick in die Agitations- und «Betriebs»-Methoden der Klerikalen, der Kommunisten und anderer Sekten zeigt uns sofort deren Ueberlegenheit in der Erfassung des psychologischen Moments.[16]
Die Bleiche der Zeit
Toby Matthiesen, ein Enkel des letzten Fabrikanten Otto Honegger, hat 2010 ein aufschlussreiches Buch über die Firmengeschichte der Weberei Honegger in Wald geschrieben.[17] Mehrere Seiten handeln von «Barbara» und ihrer Zeit in Bleiche und Wälewoog.
Die Textilfabrik wurde 1853 von Kaspar und Johannes Honegger gegründet und sie wurde zum führenden Unternehmen im «Manchester der Schweiz», wie Wald bezeichnet wurde. In der Zeit, als Barbara und ihr Mann hier arbeiteten, kam 1887 Otto Kunz zur Welt. 1931/32 schlug hier der Bleichestreik weite Wellen. Und 1988 sorgte Honegger für Empörung, als er die Produktion einstellte und damit eine lange und bedeutende Textilgeschichte beendete.
Matthiesen hat für sein Buch den sinnigen Titel «Die Bleiche der Zeit» gewählt. Er hat «versucht, das Leben der Fabrikantenfamilie, das Verhältnis zur Arbeiterschaft und die sozialen Aspekte der Firma hervorzuheben».
Aus heutiger Sicht ist es nicht mehr möglich, nachzuvollziehen und nachzuempfinden, wie die Ereignisse waren und wie sie erlebt wurden. Otto Kunz, selbst betroffen und in diese Geschehnisse verwickelt, hat es versucht, musste aber nach Gesprächen mit dem damaligen Chronisten von Wald, Heinrich Krebser, einige Passagen in seinem Buch überarbeiten.[18]
Barbara, eine Sozial-, Industrie- und Kulturgeschichte
Knapp 100 Jahre nach der Autobiographie «Sieben Mal sieben Jahre aus meinem Leben: als Beitrag zu näherer Kenntnis des Volkes» von Jakob Stutz 1853 hat auch Otto Kunz 1942 im Alter von 55 Jahren die seine geschrieben. Beide waren zeitweise als Lehrer tätig und beide Biographien geben einen einmaligen Einblick in ihre Zeit und das Leben im Zürcher Oberland.
Otto Kunz bettet alle Ereignisse in sein und seiner Vorfahren Leben ein. Es beginnt bereits mit dem Zürichkrieg von 1799, bei dem seine Urgrossmutter Aneregeli vor plündernden Russen im Hinterberg ob Bäretswil als Kind im Heustock versteckt wurde und sie durch einen Schlitz die vor den Franzosen fliehenden wilden Gestalten sehen konnte. Über die grosse Hungersnot von 1817, den Usterbrand von 1832, den Sonderbundskrieg von 1847 bis zu den liberalen, demokratischen und sozialistischen Bewegungen gibt es kaum ein Ereignis im 19. Jh. und bis hin zum Landesstreik von 1918, das Kunz nicht thematisiert, interpretiert und in «Barbara» eingeflochten hätte. Grosses Gewicht hat dabei nicht unerwartet die Arbeiterbewegung und die Verknüpfung der Familie Kunz mit Vater Grimm und dessen Sohn Robert Grimm (1881-1958), dem sozialdemokratischen Politiker und Initiator des Landesstreiks, der ihm auch das Vorwort zu «Barbara» geschrieben hat.
Die Referenz von Otto Kunz an Goethe und Brandenberger
Schon im 2. Kapitel von «Barbara» kommt Otto Kunz auf Johann Wolfgang von Goethe zu sprechen. Dieser schildert in seinem Werk «Wilhelm Meisters Wanderjahre» einen Mann im Gebirge, der mit der Erfindung von Maschinen die Weber in existenzielle Not bringe. Für Otto Kunz ist dieser Erfinder Caspar Honegger (1804-1883) mit seiner Maschinenfabrik Rüti.
Wie kann man nur darauf kommen?
Goethe war auf seiner dritten Schweizerreise 1797 in Stäfa und hat sicher mehr als einen Blick gegen den Bachtel geworfen. Im Tagebuch beschrieb er seine Reise sorgfältig, ohne aber einen Ausflug Richtung Bäretswil zu erwähnen. Für den ehemaligen Rütner Chronisten Eduard Stähelin ist aber erwiesen, dass Goethe die Spinner und Weber in Bäretswil besucht hat.[19]
Fast das ganze 12. Kapitel widmet Otto Kunz dem «Weber und Poeten» Heinrich Brandenberger. Er lobt (und bewundert?) den Poeten von Adetswil, der mit einem seiner heiteren Verse eine verfahrene Situation mit dem Fabrikanten Biedermann in Stegen[20] glücklich beheben konnte. Zu dieser Zeit (1868) ist Brandenberger von Dietikon nach Laupen zurückgekehrt und von dort 1869 nach Glattfelden. Aber wie auch immer: die Episode zeigt doch, wie hoch Brandenberger bei den Webern im Kurs stand.
P. Bischofberger, Mai 2022
Einzelnachweise
[1]Otto Kunz: Barbara, die Feinweberin. Eine Lebensgeschichte aus dem Zürcher Oberland. Genossenschafts-Buchhandlung, Winterthur 1944, Digitalisat
[2]Rudolf Roth (Hrsg): Otto Kunz, 1887-1952 (Nachruf). Genossenschaftsdruckerei, Biel 1953, zB A. Rehnelt, S.6, G. Müller, S..9
[3]A. Sierszyn, J. Albrecht: Bäretswil. Ein Heimatbuch. Hrsg. Pol. Gem. Bäretswil 2015, vgl: Sängertage und Jugendfeste 1875 Kap.8k S.260
[4]Anm.: Der Sekundarschulpflege-Präsident von Bäretswil, 1910-1934 hiess Jean Kunz-Egli, Schmied (siehe «100 Jahre Sekundarschule Bäretswil», von K. Spörri, 1936, S. 56, PBA.DOK1.080p). War dies der Ehemann von Barbara? Dagegen sprechen:
1. Der Tod des Ehemanns ist ein wesentlicher Grund für den Suizid von Barbara. Es gibt keinen Grund für Otto Kunz, diesen zu erfinden.
2. A. Sierszyn, 21.4.2024. , pers. Mitteilung
[5]Ehrverletzungsklage, Sig. Z 206.166. Staatsarchiv ZH 1907, Hirzel
[6]Sittlichkeitsvergehen, Sig. Z 411.288. Staatsarchiv ZH 1913, Langwiesen
[7]Anm: «Als er (Jaköbli) später in der Fremde an Bäretswil zurückdachte, gab ihm Jakob Stutz mit seinen Gedichten mehr als all die Selbstgerechten zusammen, die den armen Volksdichter um menschlicher Schwächen willen verfolgt und verachtet hatten» (Kap. 15). , Diese Worte, die Kunz seinem Onkel Jakob in den Mund legt, entspringen wohl seiner eigenen leidvollen Erfahrung. Die Passage ist in der ersten Ausgabe von Barbara 1942 noch enthalten, fehlt aber in der 2. Auflage von 1944! (Auch die weiteren Unterschiede zwischen den beiden Versionen sind höchst interessant!)
[8]Rudolf Roth (Hrsg): Otto Kunz, 1887-1952 (Nachruf). ... so sage ich, daß es eines Menschen Stolz und meine Lust und Liebe ist, sozialistischer Kämpfer zu sein und als Journalist täglich dieses Evangelium verkünden und immerfort die rote Fahne der inneren Revolte den Massen vorantragen zu können. 1953 (cit. 1944), S. 32
[9]O. Kunz: Wahlkampf in der Kleinstadt. Rote Revue 1931, Heft 10
[10]Kurt Biefer: Tagblatt. 15.10.2010, Einsatz für politisch Verfolgte
[11]Christoph Lörtscher: memreg.ch (Regionales Gedächtnis von Biel, Seeland und Berner Jura) Abruf 11.5.2012, Otto Kunz
[12]In «Academic» steht fälschlicherweise Otto Kunz(1887-1852) sei Freidenker gewesen. Er wurde verwechselt mit dem Berner Geschäftsmann Otto Kunz(1878-1943) (https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=fde-004%3A1942%3A26%3A%3A247). Abruf 9.5.2022, Falschmeldung
[13]Rudolf Roth (Hrsg): Otto Kunz, 1887-1952 (Nachruf). Genossenschaftsdruckerei, Biel 1953, S. 37
[14]Rudolf Roth (Hrsg): Otto Kunz, 1887-1952 (Nachruf). Genossenschaftsdruckerei, Biel 1953, S. 19
[15]Anm. , Bei Pietisten und Evangelikalen ist die direkte, unmittelbare Beziehung zu Gott ein zentraler Punkt, was Otto Kunz aber nicht thematisiert
[16]Otto Kunz: Mehr und bessere Kulturveranstaltungen!. Rote Revue 1928/29, Heft 11
[17]Toby Matthiesen: Die Bleiche der Zeit. Chronos Verlag, Zürich 2010, Auszug
[18]Toby Matthiesen: Die Bleiche der Zeit. Chronos Verlag, Zürich 2010, Auszug S.55
[19]Eduard Stähelin: Rütner. Nr. 83, Dez. 2014, Gleichschritt von Elend und Reichtum – Das Jahrhundert der Fabriken
[20]Tatiana Volmer: Zürcher Oberländer. 31. Aug. 2023, Bidermann und die Geschichte der Spinnerei Schönau Wetzikon (Steg)