Bockenkrieg 1804

1798 – 1848: Fünfzig turbulente Jahre für Bäretswil

1798 Helvetik – 1803 Mediation – 1813 Restauration – 1831 Regeneration – 1848 Bundesverfassung

Die Umwälzungen der Helvetik 1798, die Napoleon der Schweiz verordnete, machte im Zürcher Oberland aus Untertanen nun frei Schweizer. Es bedeutete das Ende des Ancien Régime, der Herrschaft der städtischen Aristokratie über die Landbevölkerung. Diese gewonnenen Freiheiten aber waren begleitet von kriegerischen Auseinandersetzungen, die die Bevölkerung schwer trafen. Otto Kunz berichtet darüber in seinem Werk «Barbara, die Feinweberin».

Die Mediationsakte von 1803 und der Huldigungseid

In der Mediationsakte von 1803 korrigierte Napoleon Schwachstellen der Helvetik. Aus dem Einheitsstaat nach dem Muster von Frankreich formte er aus der Schweiz einen Staatenbund mit föderalistischen Elementen für die Kantone. Was allgemein in der Schweiz sehr begrüsst wurde, führte im Kanton Zürich zu Aufwind für die Aristokratie. Die Rückschritte führten zum Bockenkrieg, in dem die Stadt die Oberhand gewann. Weitere Rückschläge musste das Oberland nach dem Wiener Kongress von 1815 in der Restaurationszeit einstecken, in der Gewerbe- und Meinungsfreiheit stark eingeschränkt wurden. Erst der Ustertag von 1830 brachte die Rechte für das Oberland zurück. In die Zeit der Regeneration von 1831 bis 1848 vielen zusätzlich zwei Ereignisse, die Bäretswil betrafen: der Brand von Uster 1832 und der Züriputsch von 1839.

Napoleon entschied den Streit in der Schweiz zwischen den Unitariern, die einen zentralistischen Einheitsstaat wollten und den Föderalisten, die einen Staatenbund mit mehr Autonomie der Kantone und Wiederherstellung alter Rechte anstrebten, indem er ihnen 1803 eine eigene Verfassung vorlegte und mit dem Aufgebot französischer Truppen durchsetzte. Obwohl Rechtsgleichheit, Meinungs-, Niederlassungs- und Gewerbefreiheit im Prinzip von der Helvetik erhalten blieben, versuchten doch einige Kantone wie Zürich die Verhältnisse des Ancien Régime wieder herzustellen.

So beschnitt die Stadt Zürich für die Landbevölkerung die Gewerbefreiheit, der kleine Rat von Zürich setzte Pfarrer und Lehrer wieder selber ein und schränkte durch eine separate Schulordnung für die Landgemeinden deren Bildungsmöglichkeiten ein.
Die Loskaufsumme für den Zehnten wurde in Zürich höher berechnet als in anderen Kantonen, was zu Unmut führte. Um Klarzustellen, wer das Sagen hatte, verlangte die Regierung von der Landbevölkerung wie in der alten Ordnung einen Huldigungseid. Dies brachte das Fass zum Überlaufen. Ein grosser Teil der Bevölkerung, darunter Bäretswil, verweigerten dies. Am linken Zürichsee-Ufer rief Schuster Willi die Männer zu den Waffen und es gelang ihnen, beim Landgasthof Bocken oberhalb Horgen die eidgenössischen Truppen zu schlagen.

Felix Schoch von der Hinterburg

Felix Schoch war während der Helvetik Präsident des Distriktes Wald, dem auch Bäretswil angehörte. Als Kleinunternehmer litt auch er unter den Einschränkungen für das Gewerbe durch die Stadt. Aber dennoch liess er sich nur widerwillig dafür einspannen, für Willi Truppen aus Bäretswil und umliegenden Gemeinden aufzubieten.

Die Niederlage der eidgenössischen Truppen unter Ziegler am Bocken war für die Zürcher Aristokratie ein Schock. Die Regierung bot zusätzliche Truppen auf erteilte Befehl, «alle Rebellen, die mit den Waffen in der Hand ergriffen würden, sofort zu erschiessen und Frauen und Kinder als Geiseln zu nehmen». Dies brach den Widerstand in der Bevölkerung und verhinderte Willi und seine Verbündeten, weitere Oberländer für seinen Widerstand zu gewinnen. Die Anführer des Aufstandes, und darunter auch Felix Schoch, wurden zum Tode verurteilt. Dank dem Rückhalt in der Bevölkerung gelang es Schoch aber, sich in der Dunkelwies zu verstecken und sich dem Urteil durch Flucht nach Bayern zu entziehen.

Die fünfzig Gemeinden, die den Huldigungseid verweigert hatten, darunter auch Bäretswil, wurden entwaffnet und zu hohen Abgaben verpflichtet. Grabesstille kehrte ein und Zürich führte die alte obrigkeitliche Bevormundungspolitik fort, bis sich am Ustertag 1830 die Bevölkerung wieder zu Wort meldete.

P. Bischofberger, Nov. 2024

Literatur

1 - A. Sierszyn, J. Albrecht: Bäretswil. Ein Heimatbuch. Hrsg. Pol. Gem. Bäretswil 2015, Der Bockenkrieg (Verzeichnis) Kap.7m S.222
2 - Albert Heer: Heimatkunde Hittnau. Schulthess & Co. Zürich 1905, Bockenkrieg
3 - Wikipedia. , Bockenkrieg
4 - Bruno Fritzsche u. Max Lemmenmeier: Geschichte des Kantons Zürich. 19. und 20. Jh.. Werd Verlag, Zürich 1994, Mediation und Restauration, S.125f

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